Nähe und Distanz

Jahresbericht 2021

Mit unseren Kolleg*innen blickten wir Ende 2021 zurück: Was hat uns bewegt, Mut gemacht oder vor neue Herausforderungen gestellt? Herausgekommen sind die individuell wahrgenommenen Spuren des vergangenen Jahres. Am Ende konnten wir vieles mit „Nähe und Distanz“ verknüpfen.

Vorwort des Vorstands

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde,

für unseren Jahresbericht 2021 hatten wir vor sechs Monaten den Titel „Nähe und Distanz“ ausgewählt. Damals kannten wir den Klimanotstand und die Corona-Krise, die unsere Gesellschaften und Mitmenschen existenziell fordern. Heute bestärkt uns der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die zunehmenden Faktenverdrehungen in vielen Berichterstattungen darin, in unserer Wachsamkeit nicht nachzulassen. Diese haben wir in den letzten Jahren versucht zu bilden und wollen sie eher noch weiter ausbauen: Wir wollen jetzt erst recht mit Ihnen gemeinsam die Stützpfeiler der Zivilgesellschaft stärken!

Unser Titelbild schafft hierzu einen ungewöhnlichen Zugang: Der distanzierte Blick von weit oben kann, auch wenn es paradox klingen mag, sogar Nähe und Fürsorge für die zerbrechliche Mitwelt um uns herum anregen. Aus der Distanz des Weltalls scheinen Nationalgrenzen nicht zu existieren und wir erkennen uns als eine globale Gemeinschaft. Kriege von Menschen gegen Menschen und die Zerstörung des Planeten erscheinen noch absurder, als es bereits auf der Erde der Fall ist.

Diese erstmal ungewohnt anmutende Wahrnehmung schafft eine Art Nähe, die es mit der Erkenntnis der gemeinsamen Betroffenheit ermöglicht, in eine Handlung füreinander zu gehen.

Unser Titelbild schafft hierzu einen ungewöhnlichen Zugang: Der distanzierte Blick von weit oben kann, auch wenn es paradox klingen mag, sogar Nähe und Fürsorge für die zerbrechliche Mitwelt um uns herum anregen. Aus der Distanz des Weltalls scheinen Nationalgrenzen nicht zu existieren und wir erkennen uns als eine globale Gemeinschaft. Kriege von Menschen gegen Menschen und die Zerstörung des Planeten erscheinen noch absurder, als es bereits auf der Erde der Fall ist. Diese erstmal ungewohnt anmutende Wahrnehmung schafft eine Art Nähe, die es mit der Erkenntnis der gemeinsamen Betroffenheit ermöglicht, in eine Handlung füreinander zu gehen.

Zurückfedern!

Jede Zeit der Distanz braucht eine Zeit des Zurückfederns zur Nähe. Technik kann helfen, kurzfristige Zeiten von Distanz zu überbrücken, doch sie bietet keine Wärme, keinen achtsamen Blick, und sie bieten keinen Ersatz für Liebe und Zeit füreinander.

Beides – Nähe und Distanz – birgt in der Symbiose das Potenzial, füreinander und miteinander Lösungen von Herausforderungen zu finden. Für junge Menschen, die ihre Rechte wie Fridays for Future für eine intakte Umwelt mit Demonstrationen einfordern und sich online zu Seminaren treffen. Für Menschen, die auf der Flucht gerettet und nachher bei Behördengängen nicht im Stich gelassen werden dürfen.

Überall dort erkennen wir auch die vielen Lichtblicke der Zivilgesellschaft: Menschen, die sich um Geflüchtete kümmern, mit der Jugend auf die Straße ziehen, in Schulen aushelfen, mutig in Krisengebieten Lebensmittel verteilen und allerorts mit frischen Ideen neue Wege beschreiten. Und wir dürfen mit Menschen zusammenarbeiten, welche durch ihr stifterisches Handeln und ihre Spenden diese Projekte ermöglichen.

In unserer Kultur des Schenkens brachten wir 2021 wieder beide Qualitäten, die von Engagement und die von Geld, zusammen. Die Ergebnisse, die durch Ihr aller Engagement verwirklicht werden konnten, lesen Sie in diesem Heft.

Für den Vorstand

Dr. Hermann Falk und Nikolai Fuchs

 

Unsere Kultur des Schenkens

Willkommen!

Neue Stiftungsfonds

Mit der Dachstiftung für individuelles Schenken wurde im Jahr 2000 ein Raum geschaffen, in dem Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Zielen zusammenkommen, um gesellschaftlichen Wandel mit möglichst vielen Ideen, Vorstellungen und Schenkintentionen voran zu treiben.

Mit einem überschaubaren Verwaltungsaufwand kann eine Art „kleine Stiftung" gegründet werden, um sich in der Dachstiftung für individuelles Schenken auf diesem Wege den Themen Stiften und Schenken zu nähern. Die Motivation und das Wirkungsanliegen sind vielfältig. Eins jedoch eint unsere Stifter*innen: Sie alle widmen sich unterschiedlich komplexen Herausforderungen in der Gesellschaft.

Im Jahr 2021 sind 153 Stiftungsfonds unter dem „Dach“ der Stiftung versammelt. Davon entfallen zehn auf Neugründungen im vergangenen Jahr. Diese Stiftungsfonds wie auch die Menschen, die hinter diesen Schenkungsintentionen stehen, heißen wir herzlich willkommen!

Jubiläum

Nachgefragt bei Dr. Hermann Falk und Nikolai Fuchs, Vorstand GLS Treuhand

Vor 60 Jahren gründeten Rechtsanwalt Wilhelm Ernst Barkhoff und Dr. Gisela Reuther mit vielen weiteren Menschen zusammen die Bochumer "Gemeinnützige Treuhandstelle" (auch als „GTS“ bekannt“) – die heutige GLS Treuhand.

60 Jahre GLS Treuhand, was bedeutet das für Sie?

Hermann Falk (HF): Es ist eine große Freude, dass wir mit unserer „Bochumer Art“ Schenkbeziehungen zwischen Menschen, die Geld übrig haben, und solchen Initiator*innen, Vereinen und Stiftungen, die für eine gute Projektidee auch gutes Geld benötigen, knüpfen dürfen. Seit 60 Jahren bringen wir auf diese Weise Geld in den Fluss und rufen ins Bewusstsein, dass Geld vor allem ein soziales Gestaltungsinstrument ist und zukünftige Entwicklungen ermöglicht.

Nikolai Fuchs (NF): Es bedeutet dazu einen Wandel von stark auf Gemeinschaftsbildung und gemeinschaftlich orientiertem Handeln im 20. Jahrhundert, hin zu immer mehr Stiftungs-Treuhändertum und damit verbunden gesellschaftsgestaltender Wirkung mit Stärkung der Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert.

Die letzten Jahre standen, wie in der Jubiläumsgrafik zu sehen ist, im Zeichen von Klimaschutz und Flucht. Weitere Krisen kündigen sich an oder sind da. Wie wollen Sie in der GLS Treuhand neue Themen abbilden, ohne die weiterhin wichtigen Handlungsfelder zu vernachlässigen?

NF: Mit unseren Zukunfts- und Themenstiftungen, wie den Zukunftsstiftungen Landwirtschaft und Bildung, aber auch mit der Stiftung Neue Energie und den vielen mittlerweile mit uns verbundenen Stiftungen und Stiftungsfonds, adressieren wir die Themen schon länger und grundlegend. Die Krisen haben sich ja lange angekündigt und wir dürfen glaube ich sagen, dass wir heute in vielen Fällen mit den langjährig erprobten Konzepten Teil der Lösungen sind.

HF: Die Treuhand war und ist gerade auch der „Graswurzel“ verpflichtet. Gerne fördern wir kleinere Projekte oder tragen mit kleineren Beträgen zur Vollendung von gemeinnützigen Projekten bei. Dazu dient zuvorderst die Dachstiftung für individuelles Schenken mit ihren über 150 Stiftungsfonds, die sich ja auch als „kleine Stiftung“ verstehen. Dadurch ist die Lebensechtheit der geförderten Projekte gut abgesichert und so facettenreich wie kaum eine andere Förderinstitution.

Zuletzt hat sich die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung verselbstständigt.

NF: Es ist ein Glück im wahrsten Sinne, dass die GLS Treuhand diesen Prozess der organischen Entwicklung von der Gründung eines Entwicklungshilfefonds hin zur größtmöglichen Autonomie, wiewohl in Gemeinschaft, mit ermöglichen konnte. Wenn unser Credo lautet „Menschen ermutigen“ und „Entwicklung ermöglichen“, so ist klar, dass wir diese Verselbstständigung begrüßen. Die Hoffnung und Erwartung ist, dass sich die Zukunftsstiftung Entwicklung noch fokussierter ihren Aufgaben zuwenden kann, bei weiterhin erhaltener Zusammenarbeit mit der GLS Treuhand und den anderen Zukunftsstiftungen. Das hat im ersten Jahr schon gut begonnen.

Wie haben sich die Aufgaben der GLS Treuhand gewandelt?

NF: Früher hat die Treuhand große Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser bei ihrer Gründung unterstützt. Heute fördert sie mehr Projekte und Einzelinitiativen. Das erfordert einen anderen Arbeitsstil. Heute sind wir quasi auch ein Stück weit Agentur für Projektförderungen …

HF: und wir verstehen uns als unternehmerischer Akteur, der sein Vereinsvermögen auch in sozial-ökologischen Unternehmen direkt investiert. Gemeinnützigen Organisationen geben wir auch stabile Förderdarlehen, so z.B. der griechischen Trianemi Schule.

Wovon braucht es mehr in einer Welt des Schenkens?

NF: Schenken! Davon kann es nicht genug geben! Durch Schenken kommen Initiativen in die Welt, die ohne Schenken möglicherweise nie in die Welt kämen, weil sie sich zum Beispiel nicht gleich wirtschaftlich rechnen. Durch Schenken kommen, im Bilde gesprochen neben ertragreichem Gras auch viele bunten Blumen in die gesellschaftliche Welt. Und Vielfalt, das wissen wir ja, ist ein Prinzip des Lebens

HF: ich denke auch an Vertrauen und Zutrauen in die Tatkraft von Menschen, die guten Willens sind. Dieses Vertrauen-Schenken ist wertvoll in einer Welt voll Misstrauen und Abgrenzung, wir können dies jeden Tag neu üben. Was sind die großen Hebel, die gesamtgesellschaftlich angegangen werden müssen?

NF: Immer mehr zivilgesellschaftliches Engagement! Regierungshandeln richtet sich nach Notwendigkeiten und Mehrheiten, Wirtschaft nach Profitabilität. Die Zivilgesellschaft schafft soziale, ökologische und faire Initiativen, die die Welt gerechter und lebenswerter, wenn nicht gar liebenswerter machen; die gelingendes Leben mit ausmachen. Bürgerräte, Ernährungsräte, aber überhaupt Einbindung der Zivilgesellschaft in gesellschaftliche Prozesse erhöht in der Regel die Lebensqualität und hilft, auch Krisen besser zu meistern. Globale Probleme scheinen nicht nur mehr sondern auch komplexer zu werden.

Ist die GLS Treuhand noch mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein?

HF: Klar, manchmal kann man fast verzweifeln. Aber jeden Morgen habe ich dann die Stifterinnen und Stifter vor Augen, auch unsere Vereinsmitglieder und die Kooperationspartner im Stiftungsnetzwerk Ruhr, beim Cultural Solidarity Fund, in den anthroposophischen Einrichtungen und viele andere mehr – zusammen mit diesen Vielen ist Vieles möglich. Und wie heißt es: jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt! So lassen sich auch große Probleme angehen.

GLS Treuhand in Bewegung

Von Kürbissen, Bienen und Kollegialität

Nach Monaten auf Distanz freuten sich alle über die persönlichen Begegnungen im Rahmen des etwas anderen Teamtages an einem wunderschönen Spätsommertag auf dem Schepershof im Windrather Tal.

Inspiriert von dem Impulsvortrag eines „Bienenbotschafters“ zeigten sich die Mitarbeiter*innen beeindruckt von dem Mut und der Intelligenz der Honigbienen und darüber hinaus von dem, was sie für sich selbst und für ihre Arbeit von den Bienen lernen konnten. Durch künstlerische Übungen probierten sie sich aus, spürten Nähe und Distanz und erarbeiteten Vertrauen.

Bei einer Hof-Führung überzeugten sich die Mitarbeitenden von der Kreislaufwirtschaft des biologisch-dynamischen Betriebs und halfen tatkräftig bei der Kürbisernte. Seinen Ausklang fand der lehr- und ereignisreiche Tag bei gemütlichem Beisammensein an der Feuerschale mit wertvollen Gesprächen und Köstlichkeiten aus eigener Hofproduktion.

Beitrag von JUDITH KEHREIN, Vorstandssekretariat

Die vielfältigen Perspektiven und Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag sichtbar und gemeinsam erlebbar zu machen, um daraus das größtmögliche Potential für die GLS Treuhand zu entfalten ­– mit diesem Wunsch sind die Kolleg*innen der GLS Treuhand und der Zukunftsstiftungen zum diesjährigen „Treuhandtag“ zusammengekommen.

Alles bleibt anders

Vor zwei Jahren startete in der GLS Treuhand der interne organisationsweite Prozess „kulturelle Transformation“. Das Thema begeisterte Rosa Brandt und Tanja Schwarz-Trosien so sehr, dass sie Teil des Lenkungskreises wurden, der die Entwicklung der kulturellen Veränderung der GLS Treuhand begleitet und antreibt. Viele Impulse aus dem Lenkungskreise nutzten sie für ihre konkrete Arbeit.

Liebe Tanja, liebe Rosa, wofür ist das Antragsmanagement zuständig?

Kurz zusammengefasst sind wir für die Beratung, Annahme und die Förderung individueller Projekte verantwortlich – vom Eingang des Antrags bis hin zur tatsächlichen Unterstützung des Projekts.

Bei euch gab es einige Veränderungen. Wie kam es dazu?

Ähnlich wie die gesamte GLS Treuhand standen auch wir im Antragsmanagement vor neuen Herausforderungen und seit längerem befand sich unsere Arbeitssituation im Wandel. Konkrete Ideen für passende Veränderungen zu finden, bereitete uns einiges Kopfzerbrechen...

Dass wir dann Mitglieder im Lenkungskreis geworden sind, hat uns in die Karten gespielt. So haben wir uns mit Themen wie Selbstverantwortung und Agilität beschäftigt und konnten diese Überlegungen praktisch für unsere Situation nutzen.

Wie habt ihr dazu im Lenkungskreis gearbeitet?

Viele Begriffe wie beispielsweise „Agilität“ können sehr unterschiedlich definiert werden. Wir haben deswegen zehn Thesen zur kulturellen Transformation verfasst, um für die Arbeit in der GLS Treuhand den Begriff greifbarer zu machen und herauszufinden, wie wir arbeiten möchten.

Wie macht sich das in eurer Arbeit bemerkbar?

Uns haben insbesondere die Thesen angesprochen, in denen es um lösungsorientiertes Handeln und gutes kollegiales Arbeiten jenseits von Strukturen geht. Auf der einen Seite betrifft das die Digitalisierung des Antragsmanagements – Anträge können jetzt schnell und effektiv online eingereicht werden. Strukturell haben wir die Organisation unserer „kleinen“ Abteilung betrachtet – wo sind Schnittpunkte mit anderen Abteilungen, wie soll die Aufgabenverteilung geregelt sein, brauchen wir einen direkten Vorgesetzten? Daraus hat sich ergeben, dass wir uns selbstverantwortlich zu zweit organisieren und außerhalb der Abteilung noch eine*n Kontinuitätsansprechpartner*in haben.

Ist die kulturelle Transformation somit im Antragsmanagement abgeschlossen?

Da zitieren wir gerne Herbert Grönemeyer mit seinem Lied „Bleibt alles anders“: Wir versuchen schnell und flexibel auf Herausforderungen zu reagieren und freuen uns auf weitere innovative Entwicklungen!

Publikationen

Die Broschüre "Stiftungen – Entwickeln, Gründen und Betreuen" bietet Wissenswertes über das Stiften und zeigt Praxisbeispiele bestehender Stiftungen und Projekte. 

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Die Broschüre „Das Morgen im Heute mitdenken – 12 Prinzipien moderner bäuerlicher Ökonomie als Inspiration für eine Nachhaltigkeitsökonomie“ zeigt, wie die moderne bäuerliche Landwirtschaft Inspiration für andere Wirtschaftsbereiche sein kann.

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Über Flucht und Engagement

Millionen von Menschen sind weltweit auf der Flucht. Und noch immer ertrinken dabei Menschen an den Grenzen Europas. Private Seenotrettungsmissionen versuchen zu helfen, doch „die humanitäre Hilfe auf dem Mittelmeer wird kriminalisiert“, wie Alexandra Zyzik aus der Stiftungsbetreuung der GLS Treuhand auf dem Deutschen Stiftungstag 2021 feststellte.

Mit dem Veranstaltungsbeitrag „SOS! Zivilgesellschaftliches Engagement gesucht!“ rief die GLS Treuhand dazu auf, die Themen Flucht und Migration nicht aus den medialen, politischen und gesellschaftlichen Augen zu lassen: „Engagieren Sie sich, tun Sie etwas! Die Organisationen, die Menschenleben retten, sind auf Spenden angewiesen“, rief Zyzik den zugeschalteten Stiftungen und Organisationen zu. Auf eindrucksvolle Weise berichtete zunächst der Arzt Youssef Abdulmajid von den Gründen für seine Flucht aus Syrien und den traumatisierenden Erlebnissen dieser „lebensbedrohlichen Reise".

Die deutlichen Worte hierzu von Neeske Beckmann von der Sea-Watch und Erik Marquardt, Mitglied des Europäischen Parlaments lesen und sehen Sie hier

Eigentlich würde Youssef Abdulmajid heute in seiner Arztpraxis arbeiten. Er würde mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Syrien leben und nachmittags Freunde und Familie treffen. Doch es ist Krieg. Immer noch. Ein Krieg, der ihn zur Flucht mit seiner Familie zwang. Erst in den Irak und dann, erneut bedroht von Terror, mit dem Schiff, zu Fuß, dem Bus und der Bahn durch sieben Länder bis nach Deutschland.

2013 traf Youssef Abdulmajid die Entscheidung zu einer „lebensbedrohlichen Reise“ mit seiner Familie. Sie lassen ihre Wohnung, Freunde und Verwandte zurück. Aber auch die jahrelange Unterdrückung als kurdische Minderheit und den Krieg. „Ich habe Bilder aus dem zweiten Weltkrieg gesehen. Vom völlig zerstörten Berlin. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas bei uns passieren könnte. Das ist eine Katastrophe“ berichtet er.

Zu dem ausführlichen Bericht und Video-Interview

Gefördert! Projekte & Themen

Wirkung

Lernen Sie unser Engagement 2021 kennen: Alle Zuwendungen nach Wirkungsbereichen, Herkunft und Zielprojekten auf der interaktiven Weltkarte.

Jetzt entdecken

Stereotypen zerstören – SIT'N'SKATE

Vor einigen Jahren wollten Lisa und David Lebuser den einseitigen Blick auf Menschen mit Behinderung nicht mehr akzeptieren. Gemeinsam mit Freundin und Fotografin Anna Spindelndreier riefen sie das Projekt SIT'N'SKATE ins Leben, um mit coolen Aktionen, stylischen Bildern und Lifestyle die Sicht auf Menschen mit Behinderung zu verbessern.

„Wir hoffen, dass wir damit Rollstuhlfahrer*innen motivieren und wir auch die Menschen erreichen, die vielleicht ein falsches Bild von Rollstuhlfahrer*innen haben – DESTROYING STEREOTYPES eben! Wir wollen motivieren umzudenken und mit uns zu rollen“, sagen die Gründer*innen. Mittlerweile haben sie dabei vielen Rollstuhlfahrer*innen den Umgang mit dem Rollstuhl beigebracht, Tricks gezeigt und zum Umdenken angeregt.

Das große Ziel ist die Vision einer inklusiven Gesellschaft. Dafür organisieren sie regelmäßige und niedrigschwellige Rollstuhl Skate Treffen, die ein sicheres Umfeld bieten, um Skaten, aber auch alltägliches Fahren mit dem Rollstuhl zu erlernen. Ebenso können Menschen ohne Behinderung in Selbsterfahrungs-Projekten erleben, dass Rollstuhl fahren Spaß macht.

 

 

Bilder und Videos von SIT'N'SKATE werden auf eigenen Videoblogs und auf Youtube veröffentlicht:

„Wir wollen Stereotypen zerstören und sie gegen positive Bilder tauschen.“

Förderpartner*in: SUPR SPORTS gGmbH
Gefördert durch: Dachstiftung für individuelles Schenken

 

 

Orte der Sicherheit

Um sich zu Hause zu fühlen, ist ein sicherer eigener Wohnraum wichtig. Doch ausgerechnet geflüchteten Menschen bleibt dies oft verwehrt. Die Unterbringung in Sammelunterkünften stellt eine große Belastung dar. Und ohne Wissen über die Strukturen des deutschen Wohnungsmarktes, sind die Hürden enorm.

Um das zu ändern, hat sich der XENION – Psychosoziale Hilfen für politisch Verfolgte e.V., ein Konzept überlegt. Einerseits bietet er Geflüchteten fachliche Expertise an und unterstützen bei der Wohnungssuche. Gemeinsam stellen sie etwa die notwendigen Bewerbungsunterlagen zusammen. Andererseits ist die tragende Idee hinter dem Verein die solidarische Stadtgesellschaft. Und so wendet er sich direkt an Vermieter*innen und Gemeinschaftswohnprojekte sowie Genossenschaften, die Geflüchtete aufnehmen wollen.

Dadurch entstand im Berliner Stadtteil Wedding die Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaugenossenschaft „Am Ostseeplatz“. In einem partizipativen Verfahren zur Planung der Wohnräume hatten die zukünftigen Mieter*innen mit und ohne Fluchtgeschichte das Konzept mitgestaltet. Madina, die mit dabei war, erzählt:

„Beim Picknick mit den neuen Nachbarn haben wir sehr gastfreundliche Menschen getroffen. Die Kinder haben gespielt und die andere tschetschenische Familie hat ein tolles Schaschlik vorbereitet. Unsere Töchter sind sehr glücklich nach Hause gefahren. Wir freuen uns sehr.“

Es braucht noch viel mehr solcher Momente, doch der Verein sorgt dafür, dass sie immer häufiger vorkommen. Denn jede*r hat das Recht auf einen Ort der Sicherheit.

Förderpartner*in: XENION – Psychosoziale Hilfen für politisch Verfolgte e.V.

Gefördert durch: Dachstiftung für individuelles Schenken

 

 

KURZ HINGESCHAUT

Ein musikalisches Corona-Antidepressivum

In der Corona-Zeit leiden im kulturellen Bereich zwei Gruppen: Kulturschaffende und Kulturinteressierte. Komponist Andreas Peer Kähler hatte einen genialen Einfall: Warum nicht beide Gruppen zusammenbringen?
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Klima retten? Von unten!

Der Verein BürgerBegehren Klimaschutz fordert mehr Mitspracherecht der Bürger*innen beim Thema Klima. Die „Klimawende von unten“ ist das Ziel. Und wie gelingt das? Natürlich mit sozialen, demokratischen und ökologischen Mitteln! Der Verein hat 2021 ein einzigartiges Projekt auf die Beine gestellt.
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Neue Energie für Familien

„Durchatmen können und wissen, dass alle in guten Händen sind, ist unschätzbar viel wert!“. Ein einzigartiges Konzept der Familienherberge Lebensweg führt zu solch dankbaren Sätzen im Gästebuch. Was steckt dahinter?
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Überlebenswichtiger Einsatz für afghanische Ortskräfte

Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte will Verantwortung gegenüber den Menschen übernehmen, die in Afghanistan deutschen Kräften geholfen und vertraut haben. Die Arbeit des Netzwerks rettet Leben. Wir haben nachgefragt bei Marcus Grotian, Vorsitzender und Mitgründer des Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V.

Warum wurde das Patenschaftsnetzwerk gegründet?

Das Patenschaftsnetzwerk wurde im Mai 2015 in Anlehnung an die Patenprogramme der Bundeswehr und der Polizei für ihre ehemaligen Angestellten gegründet. Von Beginn an wurden alle ehemaligen afghanischen Angestellten aller deutschen Ministerien als Zielgruppe definiert. Wir glauben, dass es über die moralische Verpflichtung hinaus auch eine rechtliche Verpflichtung gibt, sich um die ehemaligen Angestellten zu kümmern.

Was sind die Maßnahmen?

Aus dem uns selbst gegebenen Auftrag, die Integration in Deutschland zu unterstützen, wurde Mitte letzten Jahres der Versuch unternommen, genau dies den Ortskräften zu ermöglichen. Wir unterstützten sie dabei, eine Aufnahmeberechtigung zu erlangen, trotz leider vieler bürokratischer Hürden. In Afghanistan haben wir Wege für die Evakuierung gefunden, über die wir schon mehr als 320 Menschen nur mit Spenden retten konnten.

Wie haben Sie damals die Situation am Kabuler Flughafen wahrgenommen?

Als Menschen von US-Airforce Flugzeugen stürzten, war uns klar, dass der Flughafen mindestens für viele Stunden nicht mehr einsatzbereit sein würde. Wenige Stunden später erreichten uns Gerüchte, dass die Taliban Häuser durchsuchten. Wir lösten die Safehouses, insgesamt vier, auf. Auf die Frage, wohin sie nun gehen sollten, wussten wir das erste Mal keine Antwort mehr. Das war niederschmetternd. Wir waren als kleines ehrenamtliches Team zu diesem Zeitpunkt kräftemäßig schon alle am Ende. Aber ab dann ging ja die Evakuierung los, in der wir wieder und wieder versuchten Lösungsvorschläge einzubringen, um Ortskräfte in den Flughafen zu bekommen. Koordiniert wurde aber nach unserer Wahrnehmung leider nichts. Dass dann letztlich so wenig Ortskräfte in den Flugzeugen waren, war ebenfalls sehr bitter.

Mittlerweile ist es ruhig um die Ortskräfte geworden. Ist das Problem gelöst?

Mit dem Wechsel der deutschen Regierung gab es einen Schwung Aufnahmezusagen, die es der Zivilgesellschaft ermöglichen, Menschen aus Afghanistan heraus zu bringen. Nach Aussage der Regierung befinden sich weiter viele tausend Menschen mit Aufnahmezusagen in Afghanistan, mit hunderten sind wir in Kontakt. Das Aufnahmeprogramm für Afghanistan ist noch immer nicht entschieden, wer davon profitieren wird, ist unklar, und ob es noch vor der Sommerpause kommt, auch. Die Kosten der Rettungen aus Afghanistan werden wohl weiter zum Großteil von der Zivilgesellschaft getragen werden müssen. Bei unseren Evakuierungsbemühungen sind wir daher auch zukünftig auf Spenden angewiesen

Förderpartner*in: Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V

Gefördert durch: Dachstiftung für individuelles Schenken

 

 

Gemeinsam aus der Krise

Durch die Covid-19 Pandemie standen 2021 die ugandischen Partnerschulen und zwei Ausbildungszentren der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung vor großen Herausforderungen. Mit guten Ideen, Anpassungsfähigkeit und der geschickten Nutzung eigener Stärken meisterten sie die Situation und wurden zu Lernorten für Widerstandsfähigkeit.

22 Monate lang mussten die Partnerschulen und Ausbildungszentren der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung in Uganda schließen. Erst Ende 2020 durften sie die Tore für einzelne Klassenstufen unter strengen, von der ugandischen Regierung auferlegten, Hygienevorschriften wieder öffnen. Deren Umsetzung war mit zusätzlichen Kosten und erheblichem zeitlichen Aufwand verbunden.

Dank zahlreicher Spenden konnte die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung die Einrichtungen unterstützen. Zusätzlich fanden die Lehrer*innen einen kreativen Umgang mit den Auflagen. Um Abstände zu gewährleisten, schafften sie mit Zelten kurzfristig zusätzliche Räume. Diese Zelte werden für Feiern vermietet und generieren zusätzliche Einkünfte. Und ganz gleich, ob Stoffmaske oder Flüssigseife: Die Schüler*innen, Lehrer*innen und Auszubildenden stellten sie selbst her.

Mobiler Kleingruppenunterricht und praktische Fähigkeiten

Die Lehrer*innen arbeiteten intensiv an Wegen, um trotz Lock-down Unterricht zu gewährleisten. Durch die Aufzeichnung von Unterrichtsstunden und die Verteilung von Tablets führten sie für möglichst viele Kinder einen mobilen Kleingruppenunterricht durch. Dank des organischen Landbauunterrichts im eigenen Schulgarten erhielten Schüler*innen und Gemeindemitglieder nicht nur Lebensmittel, sondern auch Saatgut und Setzlinge für den eigenen Anbau und erlernten neue, organische Landbautechniken.

Kinder konnten Kleintiere wie Hühner und Kaninchen mit nach Hause nehmen, die ihren Familien ein kleines Einkommen und nahrhafte Lebensmittel wie Eier sicherten. Dieses Vorgehen half Kindern, Struktur und regelmäßigen Kontakt zu ihren Lehrer*innen und Klassenkamerad*innen zu halten. In einer Zeit, in der die meisten Familien Einkommenseinbußen erlitten und innerfamiliäre Konflikte genauso wie Übergriffe auf Kinder zunahmen, gaben die Lehrer*innen Zuwendung und Orientierung, Hilfe und Trost.

Niemanden zurücklassen

Gerade viele Mädchen erlitten in der Lockdown-Zeit Gewalt und sexuelle Übergriffe. Teenagerschwangerschaften und Frühverheiratungen nahmen sprunghaft zu. Um die daraus erwachsenden psychischen und sozialen Folgen begleiten zu können, boten die Lehrer*innen gemeinsame Workshops zur Traumabewältigung an. Sie setzten durch, dass auch schwangere Mädchen und junge Mütter weiterhin die Schulen und die Ausbildungszentren besuchen durften.

Resilienz – mit Mut und Zuversicht in die Zukunft

Trotz aller Schwierigkeiten hat das vergangene Jahr auch neue Impulse für das Lehren und Lernen geschaffen. Die Partnerschulen und Ausbildungseinrichtungen sind zu Lernorten für Resilienz geworden. Sie tragen mit neu gewonnener Stärke dazu bei, Lebensbedingungen in ihren Gemeinden langfristig zu verbessern

 

 

Von Dr. Annette Massmann
Vorstand GLS Zukunftsstiftung Entwicklung

Zur GLS Zukunftsstiftung Entwicklung

 

 

KURZ HINGESCHAUT

Ein Festival für eine mutige Gesellschaft

Nachbarschaften, Dörfer, Städte, Regionen und Länder: Überall gibt es Menschen, die mit großem Engagement für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einstehen. Mit dem jährlichen MOVE IT! Filmfestival in Dresden sollen besonders junge Menschen für gesellschaftliche Themen sensibilisiert und begeistert werden.
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Das Jahr 2021 im Zeitstrahl

Von "Berggruppe" bis "ZukunftsBande". Von "Respekt" über "Rendite": Was neben dem vierten Geldgipfel noch alles in 2021 rund um die GLS Treuhand und ihre Zukunftsstiftungen geschehen ist, können Sie im digitalen Zeitstrahl entdecken. Schauen Sie rein!
Zum Zeitstrahl 2021

Ständiger Begleiter: Rechtsterrorismus

Rechtsterroristische Akte finden zeitlich begrenzt statt und scheinen keine Berührungspunkte mit dem normalen Alltagsleben aufzuweisen. Eine neue Sonderausstellung des Memorium Nürnberger Prozesse will nun internationale Verstrickungen und ideologische Verbindungen sichtbar machen.
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Zu Besuch bei der ukrainischen Stiftung Sophia

Nikolai Fuchs, Vorstandsmitglied der GLS Treuhand, besuchte die gerade erst gegründete Stiftung Sophia in der Ukraine. Der Bericht entstand vor dem russischen Angriffskrieg.

Im November 2021 besuchte ich die Stiftung Sophia (Stiftung der sozialen Förderung für Initiativen aus der Anthroposophie). Gerade erst gegründet, suchte sie eine Beratung, die jedoch bewusst in einem Dialog geführt wurde. Schon aus dem Erfahrungsaustausch am ersten Tag entwickelte sich ein gemeinsam gefundener Entwurf eines Darlehenskontrakts, mit dem Ziel, die ukrainische Zivilgesellschaft zu unterstützen.

Am zweiten Tag trafen wir die Präsidentin und Vizepräsidentin der dortigen biodynamischen Vereinigung sowie kleinere Landeigentümer*innen in Kyiv. Hintergrund war die anstehende Änderung des Landeigentümer-Gesetzes, wodurch der Privatisierungsanteil von Landflächen erhöht werden soll. Große Landeinkäufer stehen schon in den Startlöchern. Für die biodynamischen Initiativen bedeuten die absehbar ansteigenden Landpreise eine existentielle Herausforderung.

Anschließend fuhren wir zur etwa tausendjährigen Sophienkathedrale und zum Euro-Maidan. Dort wurden die Erlebnisse von 2013/2014 wieder lebendig. Beides war für mich tief beeindruckend.

Abschließende Betrachtung

Auch wenn sich immer mehr zivilgesellschaftliche Gruppen in der Ukraine gründen, scheint mir diese „Kultur“ des zivilgesellschaftlichen Handelns erst langsam zu keimen. Boden-Sicherungs-Initiativen und das Stiftungswesen sind kaum vorhanden, der Bedarf ist indes riesig.

Vor diesem Hintergrund sind Initiativen wie die Stiftung Sophia enorm wichtig. Daher unterstützen wir als GLS Treuhand die Stiftung mit einem 100.000 Euro Darlehen und mit einer Spende in Höhe von 20.000 Euro.

Direkt nach Kriegsbeginn nahm die Stiftung ihre Tätigkeit auf und unterstützt Familien aus dem Waldorf- und heilpädagogischen Milieu, die biodynamische Landwirtschaft und Menschen, die durch den Krieg Schäden erlitten haben.

Wir von der GLS Treuhand sind froh, dass wir diesen „Rettungsanker“ noch gerade eben vor dem Krieg mit auswerfen konnten.

Förderpartner*in: Stiftung Sophia in Kyiv
Gefördert durch: Treuhand e.v.

 

 

 

 

Von Sophie Löhlein
Leitung Zukunftsstiftung Bildung

Zur Zukunftsstiftung Bildung

Junge Spurensuche nach dem eigenen Ich

Wie will ich wirken?

Und kann ich meine eigene Darstellung beeinflussen?

Solche Fragen sind für junge Menschen elementare Begleiter auf dem Weg zur eigenen Persönlichkeit. Die Zukunftsstiftung Bildung bot jungen Menschen in Ferienworkshops eine ganz besondere Auseinandersetzung mit diesen Fragen an.

Die Teilnehmer*innen aus der Dortmunder Nordstadt setzten sich mit ihrem (Selbst)-Bild, (historisch) gemalten Portraits oder auch eigenen Selfies auseinander, wobei schnell klar wurde: Die Eigenwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung sind zwei Paar Schuhe!

Darauf aufbauend, ging es um die bewusste Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft und wie man sich selbst dort wiederfindet. Welche unterschiedlichen Rollen werden in den alltäglichen Umfeldern wie Schule, Familie und Freundeskreis eingenommen? Wie steht es mit der Spiegelung des „Ichs“ in der Öffentlichkeit, beispielsweise im städtischen Umfeld oder auch im Museum?

Dafür begab sich die Gruppen auf Spurensuche in Museen oder in der Nachbarschaft nach dem Bild des Kindes, des Jugendlichen im Alltag. Die Spuren führten zur Werbung, Streetart und in die museale Kunst. Immer mit der Frage im Kopf: Kann sich mein Selbst frei entfalten und kann ich mich, in einem Bild von mir, auch hier wiederfinden?

FÖRDERPARTNER: Bundesvereinigung für Kulturelle Kinder- und Jugendbildung

PROJEKTDURCHFÜHRUNG: Zukunftsstiftung Bildung

Kindheit in Pandemie-Zeiten

Zwei Jahre lang prägt die Corona-Pandemie nun schon unser Leben, aber besonders den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Im Sommer war daher die Freude bei den jungen Menschen und auch im Team der Zukunftsstiftung Bildung groß, nach der digitalen Projektzeit endlich wieder vor Ort und im direkten Kontakt zusammenzuarbeiten.

Begegnungsräume schaffen

Durch die Peer-Learning-Programme „ZukunftsBande“ (Nachwuchskräfte coachen Jugendliche) und „BildungsBande“ (Kinder lernen mit Kindern – Kinder lernen mit Jugendlichen) konnten schnell wieder Begegnungsräume für Kinder und Jugendliche entstehen. Nach dem Home-Schooling, der Isolation und wachsenden Unsicherheiten ist es gerade jetzt wichtig, nicht nur auf den verpassten Lernstoff zu schauen, sondern auch Möglichkeiten zur Ruhe, zur Begegnung und zur Aktivität zu schaffen.

Dennoch bleiben es herausfordernde Zeiten. Beispielsweise steht immer wieder die Angst im Raum, „positiv“ getestet zu werden und die Familie anzustecken. Wichtig ist deshalb ein spielerischer, erlebnisstarker, beziehungs- und ressourcenorientierter Ansatz, den die Zukunftsstiftung Bildung in all ihren Peer-Learning-Programmen zu Grunde legt.

Gemeinsam Initiative ermöglichen

Um darüber hinaus Kindern und Jugendlichen bundesweit wieder viele anregende und begegnungsintensive Angebote zu ermöglichen, schlossen sich, auf Impuls der Software AG Stiftung und der Stiftungen für Bildung e.V., das Bündnis für Bürgerstiftungen Deutschland und die Zukunftsstiftung Bildung zu einem starken Aktionsbündnis zusammen. Gemeinsam riefen Sie die „Initiative Freischwimmen21“ ins Leben.

Gemeinnützige Organisationen, die mit Projektideen Kindern und Jugendlichen wieder Neugierde und Freude an außerschulischem Lernen ermöglichen wollten, konnten Förderanträge stellen. Der Fonds wurde von fördernden Stiftungen, Unternehmen und anderen gefüllt.

Auffällig viele und fantasievolle Aktionen wurden aus ganz Deutschland gemeldet, damit junge Menschen rauskommen, endlich wieder Gemeinschaft erleben und durchatmen konnten. Die „Initiative Freischwimmen21“ durfte ermuntern, unterstützen und sehr schnell ohne bürokratischen Aufwand finanzielle Mittel bereitstellen.

Die meisten der 35.000 jungen Teilnehmer*innen nutzten den Aktionsbereich Sport und Bewegung, gefolgt von Kunst und Kultur, Vielfalt leben sowie Umwelt und Natur. Insgesamt wurden über 1.200 Aktionen realisiert, davon wurden 421 finanziell durch den Fonds gestützt. Auf diese Weise wurden über eine halbe Millionen Euro ausgeschüttet.

www.freischwimmen21.de

Flut im Ahrtal

Im Sommer 2021 wurde das Ahrtal in Rheinland-Pfalz von einer Jahrhundertflut heimgesucht. Um schnell und unbürokratisch unterstützen zu können, richtete die GLS Treuhand das „Spendenkonto Hochwasserhilfe“ für Gemeinnützige ein. Bis Ende 2021 kamen rund 70.000 Euro zusammen. Wir stellen mit zwei Beispielen vor, wo diese Spenden helfen konnten:

Mit den Spenden konnte der Waldorfkindergarten Pusteblume in der Grafschaft Oeverich unterstützt werden. Durch die geografische Lage auf einem Berg wurde er von der Flut verschont. Da er jedoch im Einzugsgebiet von Ahrweiler liegt, sah der Kindergarten in dieser schweren Zeit seine Aufgabe darin zu helfen.

„Die Flut hat etliche Kindergärten im Ahrtal zerstört, Betreuungsplätze fehlen, Familien sind evakuiert, die normalen Gruppenstrukturen durcheinander. Das ganze gewohnte Leben ist aus den Fugen geraten, verbunden mit Ängsten, Unsicherheiten und vielen offenen Fragen“, sagt Tanja Dybowksi, Vorstandsmitglied des Kindergartens. Deswegen begann das Team mit tatkräftiger Unterstützung der Elternschaft und der finanziellen Zuwendung rasch mit den Umbauarbeiten einer Scheune auf dem Kindergarten-Grundstück. Die Scheune ist fast fertig und der Kindergarten bereit, Familien aus den Flutgebieten anzunehmen, die ihre Betreuungseinrichtung und damit ein Stück Sicherheit durch die Flut verloren haben.

Dybowksi ist sich sicher: „Hier kann der Waldorfkindergarten auf Grund seiner Lage ein heilender Ort sein, empathisch genug für die Ereignisse und therapeutisch für die verletzten Seelen.“

Mehr dazu

Förderpartner*in: Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Ahrtal e.V.

Gefördert durch: GLS Treuhand

Der Hospiz-Verein Rhein-Ahr e.V. Ahrweiler begleitet seit 30 Jahren Menschen und deren Zugehörige am Lebensende. Qualifizierte Kräfte schenken vor allem Zeit und Dasein für Ihre Mitbürger*innen. Die Jahrhundertflut im Ahrtal änderte diesen Alltag abrupt.

Das Beratungsbüro ist verwüstet und tagelang nicht betretbar. Doch schon am Montag nach der Flut organisiert der Verein zwei Container, aus denen das Team die Arbeit fortsetzt. „Hier hat die GLS Treuhand mit einer großzügigen Spende unterstützt, um die “Basisstation Büro" an anderer Stelle wiederaufzubauen“, berichtet Ulrike Dobrowolny, Vorsitzende des Hospiz-Vereins. Sie trieb die Sorge um die Trauernden und traumatisierten Menschen um und eröffnete kurzerhand eine neues Hilfsangebot.

Fünf hauptamtlich und drei ehrenamtlich Qualifizierte begleiten nun Menschen in der Verarbeitung der Flut. Zusätzlich ist die „spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ (SAPV) in Trägerschaft des Vereins an den Start gegangen. Dobrowolny: „Wir wollen damit zeigen: Jetzt sind wir erst recht für Euch da, auf uns können sich die Menschen im Ahrtal verlassen!"

Förderpartner*in: Hospiz- Verein Rhein-Ahr e.V

Gefördert durch: GLS Treuhand

Jahresbericht

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Der Kindergarten unserer Lebensmittel: das Saatgut

Wenn wir ökologische Produkte kaufen, dann sind die Zutaten unter ökologischen Bedingungen angebaut und die Tiere nach ökologischen Richtlinien gehalten und gefüttert worden. Doch kaum jemand macht sich Gedanken darüber, dass der „Kindergarten“ der ökologischen Produkte oft in der Hand von konventionell arbeitenden globalen Konzernen ist.

So stammen viele der Pflanzen und Tiere auf Biohöfen aus einer konventionellen Züchtung. Das führt unweigerlich zu Problemen, denn die Pflanzen und Tiere wurden für die konventionelle Landwirtschaft angepasst.

Deswegen begannen in den 1970er Jahren einige bio-dynamische Landwirt*innen damit, selber die Sorten zu züchten, die sie für ihre nachhaltige Form der Landwirtschaft brauchten. Dafür mussten sie viel Wissen wiederentdecken oder neu erlernen.

Albert Fink, ehemaliges Vorstandmitglied GLS Treuhand, erinnert sich, dass er damals bei Gesprächen mit dem Getreidezüchter Dr. Hartmut Spieß feststellte: „unter welchen kärglichen Bedingungen die Saatgutzüchter arbeiten mussten, da habe ich gedacht, da muss man doch was tun.“ Deswegen gründete er gemeinsam mit Dirk Lücke 1996 den Saatgutfonds, der seitdem die Arbeit der ökologischen Pflanzenzüchter*innen unterstützt.

Heute, über 25 Jahre später, ist der Saatgutfonds in Deutschland einer der größten nicht staatlichen Unterstützer für die ökologische Züchtung. Neben der Getreidezüchtung, werden auch Gemüse-, Obst- und Heilpflanzenzüchtungsprojekte gefördert.

Insgesamt über 1,5 Mo. Euro können so inzwischen jedes Jahr zur Verfügung gestellt werden. Das ist bereits ein solides finanzielles Fundament, aber wenn man die Vielzahl der Gemüse-, Getreide-, Obst- und Heilpflanzen bedenkt, die für den Ökolandbau und die wechselnden Klimabedingungen fit gemacht werden müssen, wird noch wesentlich mehr finanzielle Unterstützung, also auch Spenden, benötigt.

Veränderungen sind aber nicht nur in der Pflanzen-, sondern auch in der Tierzucht nötig. Die einseitige Hochleistungszucht führt zu Krankheiten und Verhaltenseinschränkungen bei den Tieren. Deswegen fördert der Tierzuchtfonds Projekte, bei denen das Tierwohl im Mittelpunkt steht.

Züchtung geht uns alle an! Unterstützen Sie deswegen die biologische und biologisch-dynamische Züchtungsforschung über den Saatgut- und Tierzuchtfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Für Bio von Anfang an.

Von Annika Bromberg
Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Zur Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Gentechnik im Kindergarten unserer Lebensmittel?

Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft setzt sich mit ihrem Berliner Büro „Save our Seeds“ dafür ein, dass Lebensmittel gentechnikfrei bleiben. 2018 entschied der EU Gerichtshof zunächst, dass neue Verfahren, wie die Genschere CRISPR/Cas, weiterhin als Gentechnik einzustufen sind.

In der Folge hat die Europäische Kommission 2021 grundlegende Veränderungen des Gentechnikgesetzes angeregt, die den Einsatz von Genscheren auch in der Züchtung ermöglichen könnten. Würden Verfahren wie CRISPR jedoch keiner Kennzeichnungspflicht und Risikoprüfung mehr unterliegen, wäre die Gentechnikfreiheit der Landwirtschaft bald Geschichte.

Deswegen setzen wir uns weiterhin für eine gentechnikfreie Landwirtschaft ein! Mehr erfahren auf: www.saveourseeds.org

Jahresabschluss 2021

Das Jahr 2021 war das zweite Pandemie-Jahr in Folge. Dies hat sich zwar nicht gravierend auf unsere wirtschaftlichen Verhältnisse ausgewirkt, aber es war in allen Bereichen eine gewisse Angespanntheit spürbar. Insgesamt sind wir jedoch glimpflich durch ein insoweit schwieriges Wirtschaftsjahr gekommen, das Verhältnis von Erträgen und Ausgaben ist nach wie vor ausgeglichen.

Wirtschaftszahlen im Detail

Konsolidierte Gewinn- und Verlustrechnung

Unter dem Dach des GLS Treuhand e.V. befinden sich insgesamt 17 unselbstständige Stiftungen. Jede dieser Stiftungen erstellt zum Ende des Jahres einen eigenen, von unserem Wirtschaftsprüfer geprüften, Jahresabschluss. Die einzelnen Abschlüsse werden im Gesamthaus durch eine Konsolidierung, die wir in diesem Jahr erstmals über ein Datev-Instrument vorgenommen und geprüft haben, zusammengefasst.

Zur vollständigen konsolidierten Gewinn- und Verlustrechnung

Konsolidierte Bilanz

GLS Treuhand e.V. mit treuhänderischen Stiftungen zum Stichtag 31. Dezember 2021

Im Jahr 2021 verminderte sich die konsolidierte Bilanzsumme um 2,15 Mio. Euro auf 134,7 Mio. Euro, womit 9,45 Mio. Euro Zuwachs die Vermögensminderung von 11,6 Mio. Euro durch die Verselbständigung der GLS Zukunftsstiftung Enwticklung kompensierten.

Im Gegensatz zur konsolidierten Bilanzsumme ist das spezifische Vereins-, Stiftungs- und Schenkungsvermögen (inkl. Sondervermögen) um 2,5 Mio. Euro auf 113,3 Mio. (Vorjahr 110,8 Mio. Euro) Euro gestiegen. Widerrufliche Schenkungen sind um 6,9 % % auf 13,4 Mio. Euro leicht zurück gegangen, ebenfalls nahmen Verbindlichkeiten um 5,8 % auf 4,2 Mio. Euro leicht ab. Damit hat sich die Eigenkapitalquote um 2,3 % auf 84,1 % leicht erhöht. Auf der Aktivseite haben sich unsere liquiden Mittel auf unseren Bankkonten um 20,5 % auf 19,3 Mio. Euro verringert, während die Finanzanlagen sich insgesamt um 1,1 % auf 106,9 Mio. Euro erhöht haben.

Um an gegebenenfalls (späteren) Wertaufholungen zu partizipieren, haben wir in 2021 unsere Wertpapierbestände erhöht. Die Beteiligungen verringerten sich, teils verlustbedingt um 3,6 % auf 37,4 Mio. Euro (Vorjahr 38,8 Mio. Euro), während sich die Darlehensbestände um 2,5 % auf 33,7 Mio. Euro erhöhten. Die Verbindlichkeiten entsprechen 17,5 % des Umlaufvermögens. Das Verhältnis von Anlage- zu Umlaufvermögen von 82,2 % (Vorjahr 81,7 %) zeigt, dass es nicht immer gelingt, zufließende Schenkungen zeitnah in Sach- oder Finanzvermögenswerten, die unseren Ansprüchen genügen, anzulegen.

Zur vollständigen konsolidierten Bilanz

Jahresabschluss GLS Treuhand e. V. (ohne treuhänderische Stiftungen)

Gewinn - und Verlustrechnung

Jahresabschluss 2021

Diese beiden Übersichten zeigen den Jahresabschluss des Vereins GLS Treuhand im engeren Sinne.

Vermögensverwaltung

Verteilung der konsolidierten verwalteten Finanzanlagen nach Stiftungen

Gesamtbetrachtung

Das gesamte, uns schenkweise übertragene Vermögen, das wir als unser konsolidiertes Vermögen verwalten, betrug zum 31.12.2021 134,8 Mio. Euro (Vorjahr: 136,9 Mio. Euro). Darin enthalten sind Grundstücks- und sonstiges Anlagevermögen in Höhe von 3,9 Mio. Euro (Vorjahr 6,1 Mio. Euro). In Summe addieren sich Sach- und Finanzanlagen von 106,9 Mio. Euro mithin auf 110,8 Mio. Euro mit einem Minus von 1 % gegenüber dem Vorjahr (111,9 Mio. Euro). Der Vollständigkeit sei auch das Barvermögen von 23,9 Mio. Euro (Vorjahr 25 Mio. Euro) erwähnt, das ebenfalls zu bewirtschaften ist.

Die Gemeinschaftsanlage GLS TREUGEA

Verteilung der konsolidierten verwalteten Finanzanlagen nach Stiftungen

In GLS TREUGEA (TREUhänderisch GEmeinschaftlich Anlegen) wird das uns anvertraute Vermögen von Stifter*innen gebündelt und gemeinschaftlich sozial-ökologisch angelegt. Daran beteiligen sich, neben dem Verein GLS Treuhand und den Stiftungsfonds in der Dachstiftung für individuelles Schenken, weitere zwölf Treuhandstiftungen. Die Einlagen in GLS TREUGEA summieren sich auf 87,57 Mio. Euro.

Das unverändert niedrige Zinsniveau stellt weiterhin eine Herausforderung dar. Die anhaltende Corona-Lage führte auch im zweiten Pandemie-Jahr zu Schwierigkeiten bei einigen Unternehmen, während andere gerade in diesen herausfordernden Zeiten besonders von Kund*innen geschätzt wurden und dadurch gut durch das Jahr gekommen sind.

Der erneuerbare Energien-Sektor war 2021 geprägt von einem äußerst schwachen Windaufkommen, welches sich auch auf unsere Windkraftinvestments stark ausgewirkt hat. Zudem mussten auch in diesem Jahr bei einzelnen Investments, auf Grund von Unternehmenskrisen, Abschreibungen vorgenommen werden. Vor allem die Insolvenz der Green City AG und anderer Gesellschaften der Green City Gruppe schlug sich negativ auf die Entwicklung unserer gemeinsamen Vermögensanlage nieder. Trotz dieser Herausforderungen konnten wir auch 2021 einen auskömmlichen Ertrag in Höhe von 2,08% nach Kosten erwirtschaften.

Wie auch im Vorjahr tätigten wir umfangreiche Neuinvestitionen, die auch weiterhin die Ziele einer größeren Diversifikation einerseits und einer Vereinfachung des Monitorings durch höhere Anlagevolumen und längeren Laufzeiten andererseits verfolgen. Beispielsweise haben wir uns am QUADORO Social Infrastructure Fonds beteiligt. Dieser investiert in Immobilien im Bereich sozialer Infrastruktur – wie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen-, staatliche Einrichtungen und soziales Wohnen. Den „Lebensmittelretter“ SIRPLUS haben wir seit Mitte 2021 mit einem Wandeldarlehen finanziert. Auch haben wir gegen Jahresende ein Nachrangdarlehen mit dem Bio-Getreideproduktehersteller ErdmannHAUSER abgeschlossen.

Das Vermögensmanagementteam stellte sich Mitte 2021 personell neu auf. Neben der Pflege des Portfolios und dem Abschluss neuer Investitionen, wurde der Investitionsprüfungsprozess (Due Diligence Prozess) weiter verbessert. Dort und im Bereich der Wirkungsmessung und Transparenz wurden neue Prüfungssysteme etabliert.

Wirkung GLS TREUGEA

Wir wollen die sozial-ökologische Wirkung unserer Investmenttätigkeit noch transparenter darstellen. Aus diesem Grund teilen wir in diesem Jahresbericht unser Portfolio erstmals in Wirkungsbereiche, Wirkungsklassen und Sustainable Development Goals (SDGs) auf. Eine ganzheitliche Darstellung nach „Zukunftsbilder“ befindet sich noch in der Entwicklung.

Die Wirkungsmessung im Detail

 

Verteilung GLS TREUGEA nach Wirkungsbereichen

Die  Aufteilung der Investments nach Wirkungsbereichen ermöglicht die transparente Darlegung unserer Bemühungen in den Feldern, in welchen wir auch im Sinne der gemeinnützigen Projektförderung tätig sind. Es unterstreicht unseren Anspruch, unsere Investments ganz im Sinne der gemeinnützigen Ziele unserer Stifter*innen auszurichten und so eine sozial-ökologische Rendite zu erzielen.

Die Darstellung nach Wirkungsklassen teilt die Anlagen jeweils in eine von fünf Kategorien. Die Einteilung wurde von unserem Vermögensmanagementteam auf Grundlage der unten erläuterten Definitionen vorgenommen. Die aktuelle Aufteilung weist einen sehr wirkungsorientierten Charakter auf, den wir beibehalten wollen. Eine konkrete Zielsetzung bezüglich der Wirkungsklassenverteilung ist derzeit noch nicht festgelegt.

Zu vollständigen Betrachtung der Wirkungsklassen

Seit 2021 ordnen wir unsere Investments auch den „Sustainable Development Goals“ (SDGs) zu. Diese beinhalten 17 Oberziele für nachhaltige Entwicklung und sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen.

Die Verwendung der SDGs ist umstritten. Viele Unternehmen und Organisationen beanspruchen für sich, dass sie Beiträge zu SDG-Zielen leisten. Allerdings ist dies in der Umsetzung oft nur oberflächlich der Fall, da meistens nur die Oberziele betrachtet werden. Dabei sind erst mit den weniger bekannten ausdifferenzierten Unterzielen konkretere Zuordnungen möglich. Wir erkennen allerdings auch den Vorteil der öffentlichen „Wiedererkennung“ der Ziele und erhoffen uns eine stärkere Wahrnehmung globaler Problematiken und Verantwortlichkeiten.

Vor diesem Hintergrund ist es uns besonders wichtig, nicht einfach eine grobe Zuordnung von unseren Investments nach den Oberzielen vorzunehmen. Stattdessen prüfen wir genau, ob die Anlage auch wirklich zu dem jeweiligen SDG beiträgt, in dem wir analysieren, inwieweit das Investment zu einem oder mehreren der deutlich belastbareren Unterzielen beiträgt.

Zur detaillierten Betrachtung der SDGs inkl. der Unterziele

Vorschau auf die „Zukunftsbilder“

Seit 2021 arbeiten wir in Kooperation mit der GLS Bank mit den „Zukunftsbildern“ an einer ganzheitlichen Wirkungsmessung unserer Vermögensanlagen. Im Gegensatz zu den SDGs beinhalten die Zukunftsbilder klare Indikatoren, durch die Investitionen objektiver und tiefergehend analysiert und im Bezug auf ihre Wirkung beurteilt werden können. Da sich die wirkungsrelevanten Aspekte in verschiedenen Sektoren unterscheiden, gibt es sechs Zukunftsbilder mit jeweils individuellen Kriterien.

Für das Zukunftsbild „Ernährung“ ist die Analyse weitestgehend abgeschlossen, weshalb wir Auszüge der Ergebnisse hier bereits vorstellen. Insgesamt sind dafür 17 von 23 unserer Direktinvestitionen im Bereich Ernährung, der sich in die Unterkategorien „Landwirtschaft“ und „Naturkost“ aufteilt. Erfasst wurden die Daten von den Unternehmen gemeinsam mit unseren Mitarbeiter*innen. Zum Teil basieren die Werte auf Schätzungen bzw. Einschätzungen.

In dieser ersten Auswertung konnten noch keine genauen Daten zu neuen, durch unsere Investitionen erschlossenen, landwirtschaftlichen Flächen o.ä. und dem daraus geschaffenem Wirkungsmehrwert erfasst werden. Um dennoch eine Gewichtung vorzunehmen, greifen wir aktuell auf den jeweiligen Buchwert der Vermögensanlage zum 31.12.2021 zurück.

Zukunftsbild Ernährung: Landwirtschaft

Im Bereich Landwirtschaft haben wir überwiegend in Bio-Betriebe investiert. Besonders stark vertreten ist die Produktion nach Bioland. Der NichtBio-Anteil stammt überwiegend aus einem großen Betrieb, der sich aktuell im Übergang von konventioneller zu Bio-Landwirtschaft befindet. Mit unserer dortigen Investitionsentscheidung wollen wir den Wandel finanziell unterstützen. Alle der von uns befragten Betriebe gaben an, Maßnahmen zur Verbraucherbildung zu unternehmen. Bis auf ein Unternehmen führen auch alle Maßnahmen zur Förderung von gesunder Ernährung durch. Auch Regionalität ist den Unternehmen wichtig. So unternehmen alle Maßnahmen zur verstärkten regionalen Einbindung in Einkauf und Vertrieb.

Zukunftsbild Ernährung: Naturkost

Die Naturkost-Unternehmen, in die wir investiert haben (etwa ErdmannHAUSER Getreideprodukte GmbH), erzielen den Großteil ihres Umsatzes mit Bio-Lebensmitteln. Neben Bio nur nach EU-Verordnung, ist die Bioland-Zertifizierung am stärksten vertreten. Vier der fünf befragten Unternehmen führen Maßnahmen zur Verbraucherbildung sowie zu gesunder Ernährung durch. Drei bemühen sich außerdem, den regionalen Einkauf weiter zu stärken und kennzeichnen ganz oder teilweise die Herkunft der Produkte über die gesetzlichen Standards hinaus (ein Unternehmen hat hierzu keine Angaben gemacht).

Bio Zertifikate im Bereich Landwirtschaft

Nachgefragt bei Johannes Huober

Geschäftsführer ErdmannHAUSER Getreideprodukte GmbH

Was macht Ihr Unternehmen?

Johannes Huober (JH): ErdmannHAUSER Getreideprodukte ist ein vielfältiger Betrieb mit mehreren Manufakturbereichen. Dazu gehört u.a. auch eine Bäckerei mit eigener Mühle. Doch in erster Linie ist ErdmannHAUSER ein Ganzkornspezialist.

Mit dem ErdmannHAUSER Getreideaufschluss wurde eine Verfahrenstechnik entwickelt, die das ganze Korn auf schonende Weise für die menschliche Ernährung aufschließt. Dies geschieht entweder rein thermisch durch einen schonenden Darrprozess oder hydrothermisch, indem die im Korn liegenden Kräfte mit Wasser und Wärme aktiviert werden. Dieser Ganzkornprozess schafft die Voraussetzung dafür, dass Vollkorngetreideprodukte gut vertragen werden können.

Diese Vielfalt auf dem Teller spiegelt sich auch im vielfältigen und regionalen Anbau wieder: Dinkel, Hartweizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Einkorn und Emmer werden u.a. von unseren regionalen Bauern abgebaut. Hinzu kommen auch noch Felderzeugnisse, wie Goldhirse, Buchweizen und auch Linsen.

Worin unterscheidet sich Ihre Firma von konventionellen Unternehmen?

JH: Die Firma ErdmannHAUSER wurde vor mehr als 30 Jahren als Verarbeitungspartner der biologisch-dynamischen Landwirtschaft gegründet. Überschaubare Zusammenhänge und faire Partnerschaften sind die Grundlagen unserer Lebensmittelqualität, nicht anonyme Bioware, sondern konkrete Menschen und Beziehungen stehen hinter jedem Produkt. Die Zukunft unserer Ernährung hängt von einer Landwirtschaft ab, die nicht die Grundlagen unserer Ernährung verbraucht, sondern aus Einsicht in die Lebenszusammenhänge das Leben bewahren möchte.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie dafür zusammen?

JH: Wir arbeiten konsequent mit biologisch-dynamisch wirtschaftenden Bauern. Zeitersparnis, Vereinseitigung, Spezialisierung und kurzfristige Ertragssteigerung sind aus einem umfassenden Verständnis der Lebenszusammenhänge heraus nicht zielführend und letztendlich auch nicht rentabel, wenn man die externen Folgekosten mitberücksichtigt.

Wofür wurde das Investment von der GLS Treuhand genutzt?

JH: Um die Kapazitäten und die Verfahrenstechnik der Getreideaufschlussprodukte zu erweitern. Aber auch um Energie einzusparen. Zusätzlich zur fünffach höheren Durchsatzmenge haben wir mit der neuen Technologie ein Energieeinsparungspotential von bis zu 60%.

Zum vollständigen Interview

Johannes Huober, rechts im Bild, bei einer Getreideschau

ErdmannHAUSER Getreideprodukte GmbH ist ein GLS TREUGEA-Investment der GLS Treuhand. Unternehmen wie dieses werden durch uns im Zukunftsbild "Ernährung" im Bereich Naturkost auf die sozial-ökologische Wirkung analysiert.

Anlage- und Risikoklassen

Das GLS TREUGEA-Vermögen ist auf verschiedene Anlageklassen aufgeteilt. Sie sollten möglichst divers sein, um ein gutes Chancen-Risiko-Profil des Vermögens zu erreichen. Neben den Anlageklassen bieten die Risikoklassen ein Ordnungsprinzip zur Steuerung des Portfolios, auf deren Grundlagen wir Pauschal- oder Einzelwertberichtigungen vornehmen.

In 2021 wurde die zum Jahresende 2020 aufgebaute Liquidität vor allem in den Anlageklassen Wertpapiere und Darlehen reinvestiert. Dabei ermöglicht uns einerseits die unterjährige Veräußerbarkeit der Wertpapiere, unsere Flexibilität zu erhöhen und andererseits durch die Darlehen eine nachhaltige laufende Rendite zu erzielen. Bei den Risikoklassen ist ein weiteres Abschmelzen der sehr sicheren Klassen 1 und 2 zu verzeichnen. Hier zeigt sich das Auslaufen von Sparbriefen und sicheren Anleihen, in die nicht renditeadäquat reinvestiert werden konnten. Die hieraus freiwerdenden Mittel wurden vorwiegend in die Risikoklassen 3a und 3b investiert.

2021 kam es zu einigen Schieflagen in unserem Portfolio (u.a. aufgrund des sehr windschwachen Jahrgangs in unserem Segment „Erneuerbare Energien“), wodurch sich der Anteil der Risikoklassen 4 und 5 erhöht hat. Dies ist auch auf unsere Philosophie zurückzuführen, junge und nachhaltige Unternehmen zu unterstützen. Diese sind mit einem erhöhten Risiko behaftet.

Vermögen nach Anlageklassen

Vermögen nach Risikoklassen

Übersicht über getätigte Investments

Lernen Sie unsere Investments 2021 kennen: Alle GLS-TREUGEA Investitionen nach Wirkungsbereichen, Herkunft und Zielprojekten auf der interaktiven Weltkarte.

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