Akzeptanz und Widerstandsfähigkeit

Jahresbericht 2020

Jahresabschluss

Der Beginn des Jahres 2020 war geprägt von bangem Warten, ob und inwiefern sich die Corona-Pandemie auf die Stiftungs-und Spendenbereitschaft sowie auf die Wirtschaft auswirken würde.

Rückblickend stellen wir jedoch erleichtert fest, dass es zwar insgesamt einen Rückgang bei Spenden und Stiftungen von rund 14% gegeben hat, dies aber aus sehr unterschiedlichen Gründen, weswegen wir das Gefühl haben, bisher gut durch die Krise zu kommen. Bei Neu- und Zustiftungen, gab es eine verhaltene Entwicklung, in der sich vielleicht die Zurückhaltung und abwartende Haltung während der Krise gespiegelt hat – statt wie im Vorjahr rund 8 Mio. Euro konnten in 2020 bei Zugängen von insgesamt gut 21 Mio. Euro (Vorjahr rund 25 Mio. Euro) „nur“ 2 Mio. Euro Vermögen weiter aufgebaut werden (von 135 auf 137 Mio. Euro). Dafür gab es jedoch bei Spenden in einzelnen Segmenten sogar eine leichte Erhöhung zu verzeichnen. So konnte die Fördertätigkeit gegenüber dem Vorjahr von 16,5 Mio. Euro auf 18,25 Mio. erhöht werden, was während der Krise besonderes Gewicht erhält.

Allerdings gab es im Bereich der Wirtschaft und den Investitionen zum Teil größere Änderungen: Während große Tech- und Dienstleistungsunternehmen sowie die Ernährungsbranche eher zulegen konnten, war bei den bildungsnahen Dienstleistungen mit Direktkontakten wie Unterbringungen, Museen sowie (Acker-)Pädagogik, wo wir vornehmlich investiert sind, ein Rückgang oder gar ein Stillstand festzustellen. Mit unseren sozial ausgerichteten Investitionspartner*innen standen wir über das Jahr in Kontakt und haben etwa über Zinsstundungen versucht, betroffene Unternehmen zu stützen.

 

Viele unserer Bestandsinvestitionen haben wir zu Corona-Risiken befragt und diese geprüft.

Investitionen, die schon vorher in einer höheren Risikoklasse angesiedelt waren, zeigten eine besondere Stressanfälligkeit. Dem folgend wurden aus Vorsicht Abschreibungen vorgenommen. Als stark von Erträgen aus der Kapitalanlage abhängige Institutionen bei gleichzeitig hohem Anspruch an ihre sozial-ökologische Wirksamkeit mussten GLS Treuhand und Stiftungen daher Ertragsabschläge hinnehmen. In unserem Vermögenspooling GLS TREUGEA konnten wir nach Kosten (von etwa einem halbem Prozentpunkt) einen Ertrag von 2,15 % realisieren, nicht ohne auch einzelne Wertpapiere mit Gewinn zu verkaufen. Ein für Zeiten des Niedrigzinsniveaus zufriedenstellender Abschluss.

Bislang sind wir somit einigermaßen durch die Pandemie-Zeit gekommen. Gleichwohl werden wir solche Szenarien, mit denen vor eineinhalb Jahren noch nicht gerechnet werden konnte, in unsere zukünftige Risiko-Betrachtung mit einfließen lassen. Umso mehr ist auch weiter unser Anspruch, mit sozial-ökologischen Investitionen einen Beitrag für mehr Resilienz in der Wirtschaft zu leisten. Gerade auch in herausfordernden Zeiten wie der Corona-Pandemie.

 

Konsolidierte Gewinn- und Verlustrechnung

(GLS Treuhand e.V., sämtliche Treuhandstiftungen und andere Sondervermögen, zum 31. Dezember 2020)

Unter dem Dach der GLS Treuhand e.V. befinden sich neben dem Verein insgesamt 16 unselbständige Stiftungen. Jeder dieser
Stiftungen erstellt zum Ende des Jahres einen eigenen von unserem Wirtschaftsprüfer geprüften Jahresabschluss. Die einzelnen
Abschlüsse werden im Gesamthaus durch die Konsolidierung zusammengefasst.

Förderungen

Als Einrichtung, die Mittel stets im Fluss halten möchte, ist die Hauptkennzahl unserer Arbeit nicht der Vermögenszuwachs, sondern die für Förderungen bereit gestellten Mittel (und zunehmend die sozial-ökologische und transformative Wirkung über die Vermögensanlagen). Bei den für Förderungen bereit gestellten Mitteln konnten wir uns über einen Zuwachs auf 18,25 Mio. Euro (Vorjahr 16,5 Mio. Euro) freuen! Besonders hervorzuheben ist in 2020, dass allein 1,3 Mio. Euro vom Fonds Zivile Seenotrettung ausgeschüttet wurden. (Siehe Fördergrafik auf S. 18/19).

Mittelherkunft

Der überwiegende Teil der Einnahmen stammt aus Spendenzuflüssen. Das Spektrum der Schenkformen ist dabei sehr vielfältig. Insgesamt freuen wir uns über einen Spenden- bzw. Zuwendungseingang in Höhe von 21,5 Mio. Euro (Vorjahr 24,95 Mio. Euro). Darüber hinaus konnten wir in 2020 Zustiftungen in Höhe von 651 T Euro (Vorjahr 1.383 T Euro) verbuchen.

Die Erträge aus der Vermögensverwaltung bleiben ebenfalls eine tragende Quelle der Finanzierung von gemeinnützigen Projekten und unserer Arbeit. Die Nettoerträge aus der Vermögensverwaltung gingen um 14 % zurück auf 3,18 Mio. Euro (Vorjahr 3,73 Mio. Euro), zum Teil aufgrund vorzunehmender Wertberichtigungen. Bezogen auf das Gesamtvermögen konnten wir somit eine Ertragsquote von 2,3 % (Vorjahr 3,5 %) erreichen. Von dem Gesamtvermögen unter dem Dach der GLS Treuhand in Höhe von 137 Mio. Euro (Vorjahr 135 Mio. Euro) waren 2020 im Jahresdurchschnitt 89,3 Mio. Euro und per Ende 2020 insgesamt 89,7 Mio. Euro in der gemeinsamen Vermögensanlage GLS TREUGEA enthalten.

Mittelverwendung

Das uns anvertraute Vermögen gaben wir in 2020 mit gut 10 % Zuwachs zum Vorjahr und 18,25 Mio. Euro zu 73 % (Vorjahr 57 %) unmittelbar weiter an gemeinnützige Projekte. Damit wird sichtbar, dass in 2020 die unmittelbare und direkte Hilfestellung starkes Motiv war. Nur zu gut 11 % (Vorjahr 30 %) führten wir die, allerdings auch etwas vermindert, eingegangenen Mittel dauerhaft oder zeitweise dem Vereins- und Stiftungsvermögen zu. Zu 10,8 % (Vorjahr 12,8 %) diente es den Einkommen der Mitarbeiter*innen, sowie zu 4 % den sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Anders als bei vielen anderen gemeinnützigen Organisationen haben wir bislang an dieser Stelle noch keine Personalkosten in Projektkosten aufgeschlüsselt bzw. umgewandelt, sondern zeigen die volle Summe des Einkommens der Mitarbeiter*innen. Daher darf man die hier genannte Sach- und Personalkostenquote von 10,5 % nicht mit den von diesen Organisationen angesetzten Quoten vergleichen. Allerdings haben wir in 2021 eine Zeiterfassung eingeführt, so dass zukünftig auch die operativen Projektkosten ausgewiesen werden können.

Das Mitarbeiter*inneneinkommen stieg um 7,4 % (Vorjahr 12,7%) auf 2,7 Mio. Euro, was sich vor allem durch neu geschaffene Stellen und Stundenaufstockungen von Teilzeitverträgen erklärt, z.B. in der Stiftungsbetreuung und im Rechnungswesen, wo wir bewusst in die Zukunft investieren. Auch vereinbaren wir mit den Mitarbeitenden in der Regel eine etwas über der jährlichen Teuerungsrate liegende allgemeine Gehaltserhöhung und passen Einzelgehälter an, wenn Leistung und Quergerechtigkeit dies nahelegen.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen konnten sogar wiederum um 16,5% (Vorjahr - 37,4 %) auf nunmehr 998 T Euro (Vorjahr 1,195 Mio. Euro) vermindert werden, obgleich wir weiterhin in 2020 noch höhere Ausgaben für externe Beratung durch die Umstellung unserer Rechnungswesen-Software und im Zuge des Rechtsmittelverfahrens gegen die Finanzverwaltung aufgrund der geänderten Umsatzsteuerprüfungspraxis hatten.

Konsolidierte Bilanz

(GLS Treuhand e.V. mit treuhänderischen Stiftungen zum Stichtag 31. Dezember 2020)

Aktiva

Im Jahr 2020 konnten wir die konsolidierte Bilanzsumme um 1,83 Mio. Euro auf 136,9 Mio. Euro (um 1,4%, Vorjahr + 5,9%) erhöhen. Auf der Passivseite schlägt sich dies insbesondere in dem auf 110,77 Mio. Euro (Vorjahr 107,41 Mio. Euro) um 3,1% gestiegenen Vereins-, Stiftungs- und Schenkungsvermögen (inkl. Sondervermögen) nieder. Auch widerrufliche Schenkungen haben um 10,9% auf 14,4 Mio. Euro zugenommen, während Verbindlichkeiten um 40 % auf 4,45 Mio. Euro abgenommen haben. Damit hat sich die Eigenkapitalquote um 3,1 % auf 80,9 % erhöht. Auf der Aktivseite haben sich unsere liquiden Mittel auf unseren Bankkonten um 18,8 % auf 24,25Mio. Euro erhöht, während die Finanzanlagen sich insgesamt um 1,5 % auf 105,8 Mio. Euro verminderten. Letzteres hauptsächlich wegen geringerer Wertpapierbestände, da wir aus Vorsichtsgründen einige Verkäufe realisierten (3,76 Mio. Euro, resp. 12,4 %). Aber auch die Beteiligungen gingen verlustbedingt um 2,7 % auf 38,8 Mio. Euro (Vorjahr 39,9 Mio. Euro) zurück, während sich die Darlehensbestände um 15,8 % (5,20 Mio. Euro) erhöhten. Die Verbindlichkeiten entsprechen 17 % des Umlaufvermögens. Das Verhältnis von Anlage- zu Umlaufvermögen von 81,7 % (Vorjahr 84,01 %) zeigt, dass es nicht immer gelingt, zufließende Schenkungen zeitnah in Sach- oder Finanzvermögenswerten, die unseren Ansprüchen genügen, anzulegen.

Forderungen: bspw. ausstehende Zinszahlungen aus Beteiligungen oder Wertpapieren.
Bankguthaben: Bestand aller Girokonten.
Sparbriefe und Festgelder: langfristige Spareinlagen bei der GLS Bank, im geringen Umfang auch bei anderen sozial-ökologischen Geldhäusern.
Wertpapiere: bspw. festverzinsliche Staats- und Unternehmensanleihen. Darüber hinaus sind depotverwahrte Genussscheine und sozial-ökologische Fonds enthalten.
Beteiligungen: Summe vieler einzelner sozial-ökologischer Beteiligungen. Darunter auch Genossenschaftsanteile und stille Beteiligungen an der GLS Bank.
Darlehen: Darlehen an gemeinnützige Einrichtungen und andere, vor allem als Nachrangdarlehen.
Sachanlagen: insbesondere Grundstücke und Gebäude, zumeist ererbte Immobilien, die wir den Auflagen der Erblasser*innen entsprechend verwalten.
Aktive Rechnungsabgrenzung: erforderlich, wenn geleistete Zahlungen mehrere Jahre betreffen. Hier sind bereits 2019 für Folgejahre geleisteten Zahlungen ausgewiesen.

Passiva

Vereins, Stiftungs-und Schenkungsvermögen: Das Vermögen setzt sich zusammen aus den freien Rücklagen des Vereins, dem Vermögen aller unselbständigen Stiftungen und Stiftungsfonds, den Schenkungen mit Auflagen und den sonstigen Rücklagen.
Widerrufbare Schenkungen: Bei widerrufbaren Schenkungen handelt es sich um Schenkungen, die unter bestimmten vertraglich vereinbarten Voraussetzungen widerrufen werden können.
Verbindlichkeiten aus Darlehen: von Mitgliedern und Schenker*innen als Darlehen zur Verfügung gestellte Gelder, die – verzinst oder unverzinst – an andere gemeinnützige Einrichtungen weitergereicht werden.
Nachlässe in Klärung: in der Abwicklung befindliche Nachlässe, aus denen sich noch Zahlungsverpflichtungen ergeben können. Nochmals gestiegen sind auch solche Nachlasswerte, die wir zwar schon rechtlich beanspruchen dürfen, die sich aber in der Abwicklung befinden, z. B. weil einige Vermögenswerte bislang nicht exakt zu bewerten waren oder Vermächtnisse zur Auszahlung anstehen. In manchen Erbfällen bedeutet dies eine mehrmonatige, gar mehrjährige Tätigkeit, so dass wir aus Vorsichtsgründen einstweilen keinen Ertrag, sondern eine „Verbindlichkeit“ buchen.
Rückstellungen für zugesicherte Zuwendungen: In 2019 wurden Zuwendungsbeschlüsse in Höhe von 4,6 Mio. Euro gefasst, die jedoch antrags- oder plangemäß erst 2020 oder in Folgejahren zur Auszahlung kommen (2019: 3,5 Mio. Euro). Diese Summe kann zusammen mit der Summe der Projektfinanzierung in der Gewinn- und Verlustrechnung von 16,5 Mio. Euro gelesen werden, um die volle gemeinnützige Leistungskraft der GLS Treuhand von 21,1 Mio. Euro (2018: 17,8 Mio. Euro) mit einer Steigerung um 18,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auszudrücken.
Sonstiges Treuhandvermögen: Gelder, welche die GLS Treuhand aus sonstigen laufenden Treuhandvorgängen verwaltet.
Sonstiges: Summe aus Passive Rechnungsabgrenzung, Nießbrauch, Verbindlichkeiten, Spendensammelkonten und sonstige Rückstellungen.

Jahresabschluss GLS Treuhand e.V.

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