Experimente wagen – im (Geld-) Kreislauf wirken
Jahresbericht 2019
Matthias Riepe leitet die Zukunftsstiftung Bildung, ist erfahrener Coach und ehemaliger Schulleiter. Seit 41 Jahren arbeite er nun schon mit jungen Menschen zusammen. Wir haben uns mit ihm über die Bildung der Zukunft unterhalten und was sich dafür in Köpfen, Struktur und Bildungspolitik verändern muss.
Wie muss eine Zukunfts-Bildung in 2030 aussehen?
Matthias Riepe: Unser modernes Leben hat sich radikal verändert. Als ich anfing, gab es beispielsweise keine Smartphones, Computer und E-Mobilität nur bei Straßenbahnen, Oberleitungsbussen und der „Eisenbahn“. Der Club of Rome (Zusammenschluss von Expert*innen mit dem Ziel einer nachhaltigen Zukunft, Anm. der Red.) lotete bereits die „Grenzen des Wachstums“ aus, ohne dass dies damals in die gesellschaftliche Realität drang. Faktisches Wissen hat eine andere Bedeutung bekommen.
Auch die Bildung muss sich wandeln:
- Wir sollten erstens lernen, wie man Wissen erwirbt und fachkundig wird (Methodenlernen).
- Wir müssen zweitens Wege kennenlernen, über die wir unsere Persönlichkeit entwickeln und bereichern (persönliches Lernen und Selbstführung).
- Zum Dritten ist wichtig, das Zusammenarbeiten mit anderen zu beherrschen (kollegiales Lernen und Führen).
- Und schließlich müssen wir lernen, unsere Welt zu verstehen und unserer guten „Mutter Erde“ zu schützen und zu fördern. Ich nenne das mal planetarisches Lernen.
Alle vier Felder gehören zusammen und bedingen sich gegenseitig. Lernorte der Zukunft müssen also ganz anders aussehen, wenn das erfahren, geübt und gestaltet werden soll.
Wo muss dafür jetzt gehandelt werden?
Die Lernorte (Schulen) werden sich verändern, wenn Lehrerstudium und -bildung anders sind. Statt zu „unter-richten“ sollten Lehrende Entwicklungsbegleiter sein, die im Sinne der genannten vier Kompetenzfelder individuelle Fähigkeiten und Bedürfnisse von Kindern erkennen und fördern. Das ist ein neues Berufsbild und bedingt ein anderes Selbstverständnis von am Lernort tätigen Erwachsenen.
Was sind die Hindernisse?
Lehrerverbände und Behörden haben feste Vorstellungen von einer überwiegend von Wissenserwerb geprägten Bildung, die in der Gesamtgesellschaft verfestigt sind. Es wird Zeit brauchen, neue Bilder in der Breite und Tiefe so ins Bewusstsein zu bringen, dass Veränderungsimpulse in eine sichtbare und wirksame Gestaltung kommen.
Deine Utopie für junge Menschen und die Bildung?
Ich träume von offenen Lernorten: Kinder entscheiden, was sie innerhalb eines Jahres lernen wollen, mit wem, zu welchen Zeiten und altersübergreifend. Schulpflicht sollte offener gestaltet werden. Weg von der „Anstalt“, die niemand versäumen darf, hin zu attraktiven Angeboten. Und es sollte ein Wissensangebot für den nächsten Schritt „Berufswahl“ geben.
Was tut die Zukunftsbildung Bildung dafür?
Wir bieten Veranstaltungen an, in denen Schüler*innen einen respektvollen Umgang erfahren, z.B. mit der interkulturellen Öffnung, Anti-Mobbings-Trainings u.ä. Auch setzen wir mit unseren Peer-Learning-Programmen auf das gegenseitige Lernen mit Eigeninitiative und Verantwortungsübernahme im frühen Alter. Sich um andere Menschen kümmern, ist eine bedeutende Erfahrung für Heranwachsende, von deren positiver Prägung wir überzeugt sind.
Du bist nicht nur in der Zukunftsstiftung Bildung tätig, sondern machst noch vieles mehr?
Ich arbeite als Coach und Supervisor für Unternehmen, soziale Einrichtungen und Schulen.
Wie findest du die Energie für solch vielfältige Herausforderungen?
Ich versuche, mich in den genannten vier Feldern alltäglich weiterzubilden: Im Umgang mit Kolleg*innen und Klienten, in Aktivitäten in der Natur (Garten, Imkern, Schafzucht usw.), im lebenslangen selbstinitiierten Studium.
Wie können Projekte der Zukunftsstiftung Bildung unterstützt werden?
Für viele Projekte benötigen wir Spenden und Zuwendungen. Beispielsweise sind unsere Schülerkurse nur so finanzierbar. Neue Projekte wie unser „Europacoach“ oder die Idee von Schülergenossenschaften können wir erst realisieren, wenn wir dafür die Mittel erhalten, von privaten Gebern, Stiftungen oder der öffentlichen Hand.
Spendenkonto:
Konto-Nr.: 37 044 000
BLZ: 430 609 67
IBAN: DE19430609670037044000
BIC: GENODEM1GLS