Der Studienfonds wurde Anfang der 1970er Jahre unter dem Dach der GLS Treuhand gegründet. 1987 folgte der Fonds „Menschen in Not“ . Beide werden seit 2016 bzw. 2015 von Louise Wächter betreut, die bereits seit 18 Jahren in der GLS Treuhand arbeitet.
Wofür stehen die Fonds?
Louise Wächter: Der Fonds Menschen in Not unterstützt Menschen in verschiedensten Notlagen. Viele erfahren über Sozialarbeiter, Ärzte oder unsere Webseite von uns. Aus dem Studienfonds werden Menschen unterstützt, die eine Ausbildung oder Studium machen möchten und aus verschiedenen Gründen öffentlich nicht gefördert werden.
Die beiden Fonds sind eine Besonderheit in der GLS Treuhand. Warum?
Anders als in unserem normalen Förderbereich, können sich Privatpersonen an die Fonds wenden. Sie müssen also keine gemeinnützige Organisation sein. Außerdem vergeben wir aus den Fonds in der Regel Darlehen als Überbrückung für akute Krisen oder für das Studium.
Doch manche Menschen können kein Darlehen zurückzahlen. Hier geben wir aus dem Fonds Menschen in Not Geld als Geschenk. Dafür müssen jedoch die Bedingungen für die Mildtätigkeit im Sinne des § 53 Abgabenordnung (AO) erfüllt sein. Daher benötigen wir Unterlagen, die die Bedürftigkeit nachweisen.
Inwieweit spielt dabei auch Vertrauen eine Rolle?
Natürlich vertraue ich erstmal jedem. Mit Misstrauen würde ich an der falschen Stelle sitzen. Dennoch überprüfen wir die Angaben. In den allermeisten Fällen werden die Darlehen zuverlässig zurückgezahlt. Selten kommt es zu Fällen, die wir an Anwälte übergeben müssen. Da stehen wir in der Verantwortung, denn der Kreislauf muss bestehen bleiben. Wir geben den Menschen an den Rändern der Gesellschaft etwas und die geben es uns, wie sie es können, zurück. Da wir auch Gelder verschenken, sind wir auch auf Spenden von außerhalb angewiesen.
Haben sich die Bedürfnisse in den letzten Jahren geändert?
Die Art der Anfragen nicht, aber die Anzahl ist erheblich gestiegen. 2016 und 2017 waren es im Schnitt 25. 2019 waren es schon 162. Vielleicht ist der Bedarf gestiegen, vielleicht fallen mehr Menschen durch „das Raster“.
Die Bedürfnisse sind vielfältig. Familien, die nach einem Zuschuss für ein behindertengerechtes Auto fragen. Menschen, die eine nicht von der Kasse genehmigte Therapie benötigen. Oder Personen, die durch Schicksalsschläge wie Krankheit oder Flucht in Not geraten sind. Die Unterstützung wird oft für ganz alltägliche Dinge angefragt, wie zum Beispiel Winterkleidung für die Kinder.
Aber manchmal brauchen die Menschen auch gar kein Geld. Ein ausführliches Telefongespräch reicht oft schon als Hilfe. Den Menschen zuhören und ein paar Ermutigungen und Tipps geben, um das Leben wieder besser in den Griff zu bekommen, sind oft genauso wichtig wie Geld.