Der Bankier Georg Hirschland im noch erhaltenen Gartenhaus. Bildrechte: Haus der Essener Geschichte /Stadtarchiv Essen

Begeisterung für Geschichte verbindet

…im Projekt „Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet“ der GLS Treuhand

23.11.2021

Jetzt ist Schicht im Schacht: 18 Monate und eine pandemiebedingte Verlängerung lang haben 18 Stadtteil-Historiker*innen recherchiert, geforscht und malocht. Nun ist die erste Staffel des Projekts „Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet“ beendet. Zu sehen, zu hören und zu erleben gibt es erstaunliche und vielfältige Arbeitsergebnisse. Auf dieser Webseite wollen wir Ihnen diese – so bunt und vielgestaltig wie das Ruhrgebiet ist – ans Herz legen.

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Es war einmal...

Im August 2019 suchte die GLS Treuhand in Kooperation mit der Gerda Henkel Stiftung, der Bürgerstiftung Duisburg und der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets per öffentlicher Ausschreibung nach enthusiastischen Freizeit-Historiker*innen, die ihre (Stadtteil-)Geschichte des Ruhrgebiets aufarbeiten und veröffentlichen wollten. Beruf, Werdegang, Alter oder Nationalität waren irrelevant. Allein die Begeisterung für Geschichte sowie die Originalität des Themas und schlussendlich die Beharrlichkeit der Stipendiat*innen zählten.

Zahlreiche Bewerbungen landeten auf dem Tisch einer ehrenamtlichen Jury von ausgewiesenen Geschichtsexpert*innen aus dem Ruhrgebiet (siehe Seite 7). Neben der Originalität wurden Zeitbezug, ein realistischer Zeitrahmen, die Methodenwahl und ein eventueller Erkenntnisgewinn zur Bewältigung der Herausforderungen unserer heutigen Zeit bewertet. Nach einer intensiven Jurysitzung im Oktober 2019 war eine Auswahl der ersten Stipendiaten- Generation „Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet“ mit einem breiten Themenspektrum aus sechs Ruhrgebietsstädten getroffen. Erstaunlich: Kein Projekt beschäftigte sich mit der Bergbauvergangenheit der Region und keines mit dem identitätsstiftenden Fußballsport.

Im Dezember 2019 ging es für die frisch gekürten Hobbyhistoriker*innen, damals 17 bis 82 Jahre alt, nach einer feierlichen Stipendienvergabe „anne Schippe“. Sie lasen, befragten Zeitzeug*innen und deren Nachfahren, fotografierten, verbrachten Zeit in Archiven, im Internet und über Büchern. Dabei wurden sie fachlich begleitet – ein Herzstück des Programms. In zwei Werkstatt-Treffen bildeten sich die Freizeit-Historiker*innen in der Entwicklung des Ruhrgebiets und in methodischer Recherche fort. Monatliche informelle Treffen boten den Rahmen für die Vorstellung von Projektständen und die Klärung offener Fragen. Daneben beantwortete Projektkoordinator PD Dr. Dietmar Bleidick jederzeit fachliche und praktische Fragen. Das Konzept ging auf: Bereits im Verlauf des Projekts fanden Zwischenstände und -ergebnisse sowie die jeweiligen historischen Funde großen Anklang in der Stipendiatengruppe und in den Medien. Stück für Stück wurde Lokalgeschichte für ein breites Publikum erlebbar.

Warum passt das Projekt „Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet“ so gut zur gemeinnützigen GLS Treuhand? Die GLS Treuhand setzt sich mit dem Instrument des Schenkens seit mehr als 60 Jahre dafür ein, Menschen zu ermutigen, sich für eine positive gesellschaftliche Zukunft zu engagieren. Für eine solche Zukunftsgestaltung ist ein Blick in die Vergangenheit hilfreich, wenn nicht sogar wegweisend wichtig. Dr. Hermann Falk, Vorstandsmitglied der GLS Treuhand, begründet das Engagement des Vereins: „Jede Geschichte enthält ein Stück Identität, die durch die abschließende Präsentation für andere erlebbar wird. Nur durch den neugierigen Austausch erhalten wir uns eine offene Gesellschaft und gegenseitiges Verständnis. Das kann und sollte Zivilgesellschaft gerade in Zeiten der Gegensätze leisten! Seit 60 Jahren ist die GLS Treuhand fest in der Unternehmensgeschichte und der Bürgerkultur des Ruhrgebiets verankert. Deshalb wissen wir, dass gerade hier – trotz vieler sozialer und historischer Schmerzpunkte – Gemeinsames immer wieder neu entstanden ist. Diese Stärke wollen wir mit dem Stipendienprogramm in Erinnerung rufen.“

Wir bedanken uns bei dem Projektkoordinator, den Kooperationspartnern und natürlich unseren Stadtteil- Historiker*innen für ihren Einsatz in dieser ersten Staffel der „Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet“. Ihnen wünschen wir nun viel Freude beim Stöbern und Entdecken der lokalgeschichtlichen Einblicke, die allesamt aus der Feder der jeweiligen Stipendiatin und des jeweiligen Stipendiaten stammen.

Dr. Hermann Falk, Vorstandsmitglied
der GLS Treuhand

Auswahlverfahren und Jury

Die Stadtteil-Historiker werden von einer Jury aus Vertreter*innen verschiedener Ruhrgebiets-Institutionen und ausgewiesenen Expert*innen ausgewählt.

Neben der Originalität des Themas und neuen Forschungsergebnissen, wurde als weiteres Auswahlkriterium bewertet, inwiefern ein Zeitbezug und Lerneffekt für heute aus dem Projekt resultiert. Es wurde hinterfragt, was wir heute noch von den untersuchten Personen, Familien, Unternehmen, Institutionen oder Ereignissen für die Erhaltung eines lebendigen, vielfältigen und inklusiven Ruhrgebiets lernen können. Von der Jury wurde außerdem bewertet, ob das Projekt realistisch in 18 Monaten durchgeführt werden kann, ob eine Unterstützung durch beispielsweise Heimat- und Geschichtsvereine besteht und welcher methodische Ansatz gewählt wurde. 

Die Jury

Klaus Becker Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Duisburg
Prof. Dr. Stefan Berger

Direktor des Instituts für Soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum,

Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets

Prof. Heinrich Theodor Grütter Direktor des Ruhr Museums, Essen
Dr. Angela Kühnen Vorstandsmitglied der Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf
Dr. Hermann Falk Vorstandsmitglied der GLS Treuhand, Bochum

 

"Es sind die Erfahrungen der Ungehörten, der Leisen, der Möglichmacher*innen ohne Applaus. Und es sind die Geschichten der Bewahrer*innen von Brauchtum, alten Weisheiten und Traditionen."


Gülperi Kara über ihr Projekt Erfahrungen und Erinnerungen von der ersten Generation Migrant*innen in Marxloh

"Wichtig ist das Projekt Stadtteil-Historiker, weil damit der Identität einer Region angemessene Bedeutung verliehen wird."

Silke Mayer zur Bedeutung des Projekts

Projektberichte der Stadtteil-Historiker*innen

Ruhrgebietsgeschichte entdecken

18 Monate lang haben die Projektteilnehmer*innen geacktert und geschuftet - wir freuen uns sehr Ihnen die bunte vielfalt an Projektergebnissen präsentieren zu können.

Stöbern Sie durch die Projektergebnisse sortiert nach Städten und tauchen Sie ein in die erforschten Stadtteilgeschichten des Ruhrgebiets!

Foto und Bildrechte: Presseamt Stadt Bochum

Lernen Sie unsere Stadtteil-Historiker*innen und Ihre Projekte kennen

Broschüre zum Download

"Die Arbeit als Stadteilhistoriker bietet so für jeden einen Ansatz, das Fundament seines Lebensraums im Rückblick mit eigenem Blickwinkel besser zu verstehen."


Dr. Ulrich Krahn über das Projekt "Stadtteil-Historiker"

"Weil für diejenigen, die sich angesprochen fühlen, damit ein Impuls verbunden ist, das eigengewählte Thema aufzuarbeiten und für die Allgemeinheit präsent zu machen. Dadurch wird in der Leserschaft möglicherweise Interesse an der Ortsgeschichte geweckt."

 

Peter Kracht über seine Eindrücke während des Projektes

"Es gibt so viele Menschen, die nicht Geschichte oder ein sachnahes Fach studiert haben und sich dennoch mit Freude und auf hohem Niveau mit der Historie ihrer Umgebung beschäftigen."

 

Miriam Witteborg zu ihren Erfahrungen

Stadtteilgeschichten aus Bochum

Andreas Finke

Zwischen Revolution und Ruhrkampf – Stiepel nach dem Ende des Kaiserreichs

Der Arbeitstitel aus der Bewerbung zu den Stadtteil-Historikern war „Soziale und gesellschaftliche Veränderungen in der Gemeinde Stiepel nach dem Ende des 1. Weltkriegs“. Nach anderthalb Jahren Arbeit ist daraus eine Broschüre geworden mit dem Titel „Zwischen Revolution und Ruhrkampf – Stiepel nach dem Ende des Kaiserreichs“. Beginnend mit dem Ende des 1. Weltkriegs und des Kaiserreichs 1918 wird darin bis zur Mitte der 1920er-Jahre aufbereitet, wie sich die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, die soziale Not, die mit Gewalt behafteten Ereignisse des Kapp-Putsches und der Französischen Besetzung oder auch die Gründung der Arbeiterwohlfahrt auf das Leben in der Gemeinde auswirkten. Für die damalige Gemeinde Stiepel sind diese historischen Aspekte vorher noch nicht zusammenhängend aufbereitet worden. Neben der Herausgabe der Broschüre wurde im März 2020 zum 100. Jahrestag des Kapp-Putsches ein Vortrag in den Räumen des Stiepeler Heimatvereins gehalten.

Warum sind aus Ihrer Sicht Projekte wie die Stadtteil-Historiker wichtig?
Solche Projekte sind wichtig, um den Einzelnen einen „historischen Rahmen“ zu geben, den man ohne die Stadtteil-Historiker nicht hätte. Gerade der Austausch mit anderen historisch Interessierten wäre ohne ein solches Projekt nicht möglich.

 

Johannes Habich

Auszug aus dem Projektergebnis. Foto und Bildrechte: Johannes Habich

Wie hat die Teilnahme das Projekt beeinflusst? Warum sind solche Projekte wichtig?
Die Teilnahmebestätigung am Projekt Stadtteil-Historiker ermöglichte mir eine fundiertere und umfangreichere Recherche in Archiven, die sonst kaum möglich gewesen wäre.

Westtangente und Heusnerviertel – ein Brennpunkt der Bochumer Stadtgeschichte

 

Aus der Arbeit ist ein Buch im DIN A 4-Format mit 120 Seiten entstanden, das im September 2021 in größerer Auflage gedruckt werden soll. Das Buch wird an mehreren Stellen in Bochum zum Erwerb ausgelegt, die in der Presse noch bekanntgegeben werden.
Das Thema meiner Arbeit ergab sich vor dem Hintergrund, dass in Bochum 1986 massive gesellschaftliche Auseinandersetzungen im Rahmen des umstrittenen Baus der Westtangente und des Abrisses eines Wohnviertels mit 64 Häusern stattfanden. Während dazu bisher nur über punktuelle Ereignisse an bestimmten Jahrestagen in der Presse kurz berichtet wurde, soll meine Arbeit eine zusammenfassende Betrachtung des komplexen Themas in größeren Zusammenhängen ermöglichen. Zur Vorstellung des Buches sind Vorträge geplant, sowie eine Ausstellung zum Heusnerviertel im Thealozzi.

Das Buch von Johannes Habich wird an folgenden Stellen in Bochum verkauft:

• Janssen Bücher, Brüderstraße 3, 44787 Bochum
• Buchhandlung Mirhoff & Fischer, Pieperstraße 12, 44789 Bochum
• Buchhandlung UBU, Universitätsstraße 39/41, 44789 Bochum

Cornelia Isabel Haeske

Der Ortsteil Grumme in der Retrospektive. Bildrechte: Cornelia Haeske

Ortsgeschichte Grumme

 

Ich habe mir im Zuge des Projektes der Stadtteil-Historiker die Ortsgeschichte des Stadtteils Bochum Grumme angesehen. Ich habe keinen Fokus auf eine bestimmte Zeit gelegt, sondern anhand der vorhandenen Quellen versucht, die Geschichte möglichst umfassend darzustellen. Kurz gesagt ist daraus eine Chronologie entstanden, welche mit Berichten, Urkunden, Bildern und Anekdoten angereichert wurde. Das Thema des Projektes resultierte aus meinem persönlichen Interesse an einer zusammenfassenden Arbeit über die Ortsgeschichte von Grumme. Ich selbst komme aus Grumme und bin schon seit längerer Zeit in der Geschichtsaufarbeitung des Ortes tätig. Ich habe sie in Buchform niedergeschrieben und werde das Buch auf Bestellung verkaufen.

 

Buch bestellen
Der Ortsteil Grumme heute. Foto und Bildrechte: Cornelia Haeske

Peter Kracht

Gasthäuser in Werne

Bei den Recherchen zum Thema: „Gaststätten in Bochum-Werne und ihrem Umfeld“ wurden unterschiedliche Mittel genutzt: Die Auswertung von Archivalien und weiteren Quellen, um die dargestellten Verhältnisse zu belegen, der Abgleich mit themenverwandter Literatur, um die örtlichen Gegebenheiten in einen überregionalen und zeitbezogenen Bezug zu bringen, und Erinnerungen von Zeitzeug*innen, die das Ganze ergänzen. Zudem stellten einige Personen sonst nicht zugängliches Material zur Verfügung. Unter dem Titel „Biergenuss, Geselligkeit und Zeitvertreib“ werden die Untersuchungsergebnisse auf rund 280 Seiten bald gedruckt vorliegen. Dargestellt sind neben allen in Bochum-Werne vorhandenen Gaststätten auch deren soziales und wirtschaftliches Umfeld sowie deren Funktion als Orte der Freizeitgestaltung.

 

 

Restaurant „Germania“ (Poststempel vom 10. Juli 1905). Die Straßenbahn vor dem Haus weist auf die gute Erreichbarkeit hin. Im Gesellschaftszimmer befindet sich ein Billardtisch, der zum gemeinsamen Spiel einlädt. Foto und Bildrechte: Peter Kracht

Clemens Kreuzer

Ümmingen. Vom Schultenhof und Kirchdorf zum Stadtquartier und Freizeitsee

Ziel meiner Projektarbeit war, die Geschichte des Ortes Ümmingen, heute ein Ortsteil des Bochumer Stadtteils Langendreer, zu erforschen. Dazu wurde der bisher unveröffentlichte Urkunden- und Aktenbestand des ehemaligen Hofes Schulte Uemmingen gesichtet und ausgewertet. Dasselbe gilt für den im Archiv der ev. Landeskirche Westfalen in Bielefeld befindlichen Nachlass des früheren Ümminger Pfarrers Wolfgang Werbeck, der bereits über den Ort gearbeitet hat. Hinzu kamen Recherchen im Stadtarchiv Bochum, im Archiv des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark in Witten, sowie in den historischen Karten-Beständen des Amtes für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster der Stadt Bochum.

 

"Im Rahmen der erforderlichen Recherchen wird zudem bei den Bearbeitenden oftmals der Blick auf neue Themen geöffnet, die dann zu weiteren Nachforschungen anregen."

 

Clemens Kreuzer, Stadtteil-Historiker

Zur neueren Ortsentwicklung Ümmingens wurden Gespräche mit Einwohner*innen, Zeitzeug*innen und Sammler*innen von Bildmaterial geführt. Ergebnis der Projektarbeit ist das in einer örtlichen Verlagsbuchhandlung erschienene Buch „ÜMMINGEN. Vom Schultenhof und Kirchdorf zum Stadtquartier und Freizeitsee“. Es ist 160 Seiten stark und mit rund 150 zumeist farbigen Fotos illustriert.

Ute Leschny & Team

100 Jahre Radfahren in Bochum

 

Mit dieser Arbeit wollen wir über die Entwicklung des Radfahrens in Bochum berichten und das historische Radwegenetz in Bochum rekonstruieren. Dank der aktiven Unterstützung der Bochumer OpenStreetMap-Gruppe können zwei historische Karten des Bochumer Radwegenetzes aus den Zeitschichten der 60er- und 80er-Jahre erstellt und mit georeferenzierten historischen Fotos versehen werden. Die erhobenen Daten aktualisieren die Datenbank und kommen Nutzer*innen zu Gute, die OpenStreetMap als Datenbasis nutzen.

 

 

Wie funktioniert die Kartierung von Radwegen?
Radfahrer auf der Kortumstraße, 19. Juni 1951 Bildrechte: Bildarchiv Stadt Bochum Nr. 01289-36

Andrea Wirtz & Team

Geschichte der Schmechtingstraße, Speckschweiz

Die „Speckschweiz“, das Dreieck zwischen Dorstener-, Herner- und Feldsieperstraße, ist nach 1905 aus einem landwirtschaftlich geprägten Gebiet entstanden und rasant gewachsen durch den massiven Zuzug von Arbeitskräften für die Zeche Präsident. Die Schmechtingstraße spielte als Ladenstraße des Viertels eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des Quartiers und zeigt exemplarisch die Bedingungen, die Bochum zu einer bedeutenden Industriestadt gemacht haben. Über die Bewohner*innen und ihre Berufe, die Handwerker und Geschäftsleute haben wir im Stadtarchiv eine Menge spannender Daten erhoben, Hintergrundgespräche mit vielen alten Bewohner* innen geführt. Coronabedingt verzögerte sich die angestrebte Publikation, die Gliederung steht jedoch. Letzte Interviews werden kurzfristig geführt. Neben der Publikation planen wir eine Veranstaltung im „Theater der Gezeiten“, um der Nachbarschaft in der Speckschweiz die Ergebnisse unserer Arbeit unmittelbar zu präsentieren.

 

Schmechtingstr. 15 in Bochum Bildrechte: Stadtarchiv Bochum

Warum sind aus Ihrer Sicht Projekte wie die Stadtteil-Historiker wichtig?

Dieses Projekt kann Menschen als Verortung in der Geschichte dienen und identitätsstiftend sein, im Sinne, dass es deutlich macht, auf welchen Spuren heutige Menschen wandeln. („Wie wir wurden, was wir sind“). Historischer Wandel wird begreifbar gemacht, exemplarisch wird die Geschichte der Schmechtingstraße im Rahmen der Industrialisierung als ständiger Strukturwandel dargestellt, den auch heutige Bewohner*innen erleben und dem die Menschen im Ruhrgebiet fortlaufend ausgesetzt sind.

 

Stadtteilgeschichten aus Dinslaken

Dr. Ulrich Krahn

Alte Wasserwege - Option zur zeitgemäßen Entwicklung von Verkehrswegen Bildrechte: Collage U. Krahn; Zeitdokumente: Stadtarchiv Dinslaken; Foto: U. Krahn

"Verschwundene Wasserwege rund um das Castell“ - Dinslaken wird Montanstadt:  Stadtentwicklungsplanung nach 1900

Die Recherchen konnten vor der Coronakrise im Stadtarchiv Dinslaken intensiv durchgeführt werden. Hinzu kamen Gespräche, durchgehend intensive Online-Recherchen und später gezielte Nacharbeitungen zur Komplettierung. Parallel wurden die Materialien mit der festgelegten Struktur und den Hauptaspekten umfassend ausgewertet, um einen Bilderbogen als Produkt zu erstellen (Kernbotschaften, Illustration). Eine externe Kostenkalkulation zeigte schnell, dass eine zusätzliche Finanzierung mit einem fundierten Pilotbeispiel ab 2022 zu akquirieren ist.

Aufgrund der Vorkontakte gelang es im Frühsommer 2021 schnell, einen Vortrag vor Publikum im Rahmen der „Stadthistorischen Vorträge Dinslaken“ mit der VHS Dinslaken für Ende September 2021 zu vereinbaren (mit Aufzeichnung). Die Ankündigungen erfolgten online über Vereine und das Stadtportal.

 

Stadtteilgeschichten aus Dortmund

Hans Wacha

Hoesch-Arbeiter und ihr Einsatz für Demokratie – gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit

 

Gemacht wurde Kärrnerarbeit, Recherchen u. a. im Stadtarchiv, im ThyssenKrupp Archiv hier Bestand Hoesch und im Institut für Zeitungsforschung. Durchgearbeitet wurden Dokumente aus der Belegschaft: u. a. sämtliche Betriebsratsprotokolle von 1945 bis 2010, Veröffentlichungen von Betriebsräten, Privatarchiv eines Betriebsrates, Konzernschrifttum von Hoesch wie u. a Werkszeitschriften und Berichte an die Direktion. Studiert wurde Literatur zu wirtschaftlichen, sozialen und politischen Hintergründen.

 

Ausgewertet wurden Tageszeitungen zeitlich rund um ausgewählte Aktivitäten der Belegschaft. Geführt wurden Gespräche mit Betriebsräten. Erstellt wurde eine Chronologie der Ereignisse von 1945 bis 2010. Erstellt wurde eine konkrete Veranstaltungsplanung am Leopold-Hoesch Berufskolleg für den 27. Oktober 2021 gemeinsam mit einem ehemaligen und einer noch aktiven Betriebsratsvorsitzenden. Erstellt wird eine Broschüre über Beispiele, Hintergründe und Zusammenhänge.

Trauerfeier Willi Hoffmeister Foto und Bildrechte: Pat Walbersdorf

Warum sind solche Projekte wichtig?
Projekte wie die Stadtteil-Historiker erschließen Ressourcen, schaffen zusätzliche Anreize für Einzelne, sich zu engagieren, helfen Einzelnen durchzuhalten, generieren zusätzliche Erkenntnisse und Wissen.

 

Miriam Witteborg

Geschichten vom Apfelbach

Als Dortmunder Kind bin ich im Stadtteil Aplerbeck und keine 100 Meter von der Emscher entfernt aufgewachsen – damals handelte es sich noch um eine offene und oft müffelnde Kloake, welche die Abwässer der Region durch die Stadtteile transportierte. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus ist die Idee, einen Blog zur Geschichte der „Cloaka maxima“ des Ruhrgebiets zu veröffentlichen, geboren. Und so entstanden zwischen November 2019 und Februar 2021 im Rahmen des Projekts Stadtteil- Historiker insgesamt 18 Beiträge, die sich sowohl mit der Geschichte als auch Geschichten rund um die „Köttelbecke“ beschäftigen. Hierfür wurden diverse Institutionen, Vereine und Installationen (wie die Emschergenossenschaft in Essen, der Aplerbecker Geschichtsverein sowie das Emscher-Röhrenhotel in Bottrop) aufgesucht – um zu recherchieren, zu erleben, sich auszutauschen, zu vernetzen und selbstverständlich auch, um darüber zu berichten. Hinzu kamen dokumentierte Ausflüge (zum Emscher-Quellhof nach Holzwickede, zum Dortmunder Phoenix See und zur mittlerweile renaturierten Emscher meiner Kindheit nach Aplerbeck), besondere Aktionen (das Keltern eines eigenen Emscher-Weins mit Trauben vom Hörder Renneberghe,...

Bildrechte: Phillip Schramm
Foto und Bildrechte: Miriam Witteborg
Die Emscher aus unterschiedlichen Perspektiven, Bildrechte: Archiv Emschergenossenschaft

... wie es bereits die Antoniusbruderschaft im Mittelalter machte), eine Lesung (aus dem Buch „DEUTSCHLAND UMSONST. Zu Fuß und ohne Geld durch ein Wohlstandsland“ des in der Emscher ertrunkenen Autoren Michael Holzach) sowie auch persönliche Erinnerung (Wie meine „Tonne“ in die Emscher plumpste.). Auch die historische Geschichte der Emscher wurde aufgearbeitet: Von Eiszeit, Steinzeit und Mittelalter über die Gründung der Emschergenossenschaft bis hin zur Renaturierung des Gewässers. Hinzu kommen Beiträge über kuriose Begebenheiten der Vergangenheit (wie die wilden Pferdeherden der Emscherbrücher Dickköppe oder die Emscher-Nymphe Emrizza Amberhus) sowie der Gegenwart (vom Fischfang in und Kajaks auf der Emscher), die für den Blog „Geschichten vom Apfelbach“ aufgearbeitet wurden.

Tina Deckert

Arbeiten, Wohnen und Überleben in Ruhrort

In der Zeit von 1875 bis 1914 war Ruhrort als Heimat des weltgrößten Binnenhafens in kurzer Zeit sehr großer Veränderung unterworfen. Die Bevölkerung wuchs rasant, der Handel und die Warenwirtschaft waren im Aufschwung. Die Kindersterblichkeitsrate in dieser Zeit war in Ruhrort sehr hoch. In den Ruhrorter Sterberegistern (1875-1884) kommen etwa auf einen verstorbenen Erwachsenen vier Sterbeeinträge für Kinder unter 18 Jahren.

Die Umstände, in denen Familien zu dieser Zeit lebten und arbeiteten, welche hygienischen und wirtschaftlichen Verhältnisse vorherrschten, wie die Versorgung mit Lebensmitteln und Gesundheitsversorgung war, welche Herausforderungen, Unterstützung oder Mängel sie in dieser Zeit hatten: Das wurde von der Stadtteil-Historikerin Tina Deckert herausgearbeitet, womit ein Bild der Lebensumstände dieser Zeit dargestellt wird.

Stadtteilgeschichten aus Duisburg

Gülperi Kara

Die Erste Generation von Migrant*innen in der Alevitischen Gemeinde in Duisburg Marxloh

Durch die Zeitung erfuhr ich von dem Projekt „Stadtteil-Historiker“. Das gab mir sofort den Impuls mitzumachen und den Migrant*innen der 1. Generation der Alevitischen Gemeinde Duisburg Marxloh endlich die Aufmerksamkeit zuteil kommen lassen, die ihnen gebührt. Es sind die Erfahrungen der Ungehörten, der Leisen, der Möglichmacher* innen ohne Applaus. Und es sind die Geschichten der Bewahrer*innen von Brauchtum, alten Weisheiten und Traditionen. Es entstand die Idee, ein Buch über diese Frauengeschichten zu schreiben. Aber in den Gesprächen mit den Gemeindemitgliedern oder Gästen wurden diese Frauen auch immer mit ihren Kochkünsten erwähnt, sodass wir uns für ein Kochbuch mit den Lebensgeschichten der Frauen entschieden haben. Für die Informationsbeschaffung wurde ein Interviewbogen erstellt und eine Auswahl aus freiwilligen Frauen getroffen. Danach erfolgten Erstgespräche mit den Frauen. Daraufhin wurden Termine für ein Interview in den Privaträumen vereinbart, um auch die Möglichkeit zu haben, gemeinsam die alten Fotos anzuschauen und dabei ungestört ihre Geschichten zu hören.

Die ersten Besuche dauerten bis zu drei Stunden. Sie hatten viel zu erzählen. Die Coronapandemie überschattete das Projekt. Sie lähmte das Leben und die Zusammenkünfte in der Gemeinde. Interviewtermine in den Wohnungen waren nicht mehr möglich, weil sie zu den gefährdeten Gruppen gehörten. Kontakte wurden nur noch über Telefon gehalten.


Mit vereinzelten Frauen konnte ich mich noch persönlich in ihren Gärten treffen, sobald das Wetter und die Coronainzidenzen es zuließen. Die Corona Pandemie führte dazu, dass zwei Interviewteilnehmerinnen Interviewteilnehmerinnen schwer an Corona erkrankten. Wovon eine Dame verstarb und die andere liegt noch immer im Krankenhaus. Sodass die restlichen Interviews noch nicht abgeschlossen werden konnten, da die Trauer sehr groß ist. Um den Frauen Hoffnung zu geben, haben zwei Frauen aus der Gruppe dennoch gewagt,  gemeinsam ihr Rezept für die Aschure-Suppe zum diesjährigen Aschurefest (22.08.2021) zu kochen. Danach wurde die Suppe zu den Frauen nach Hause gebracht und an Gemeindemitglieder verteilt. Das Aschure-Rezept ist im Buch enthalten.

Gemeinsames Kochen für das Aschurefest, Foto und Bildrechte: Gülperi Kara
Treffen mit Frau Nadire Öztür in ihrem Garten im Juni 2021, Foto und Bildrechte: Gülperi Kara

Jonas Springer

Beschädigte Siegfried-Figur 1985, Bildrechte: Stadtarchiv Duisburg

Siegfried-Figur auf dem Ehrenfriedhof Kaiserberg. Wandel eines Erinnerungsortes

Das Projekt hat sich mit der Erforschung der Siegfried-Figur auf dem Duisburger Kaiserberg als Erinnerungsort für das Totengedenken auseinandergesetzt. 2015 wurde das Interesse für die Anlage geweckt, da sich Angehörige der neonazistischen Szene mit einer Gedenkveranstaltung vor Ort inszeniert und linkspolitische Akteure daraufhin die Figur beschädigt hatten. Die Beschäftigung mit der Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Denkmals hat wichtige Erkenntnisse über die Interpretation und Instrumentalisierung der Siegfried-Figur im Nationalsozialismus geliefert und ermöglicht, einen kritischen Blick auf das bis heute polarisierende Friedhofsareal zu werfen. Als Ergebnis sind sieben Videobeiträge und ein Textbeitrag entstanden, welche auf der Homepage der Bürgerstiftung Duisburg abrufbar sind.

Zu den Beiträgen
 

 

 

Wie hat sich die Teilnahme am Projekt Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet Ihr Projekt beeinflusst?
Der überregionale Austausch innerhalb der Projektgruppe hat mich insofern positiv beeinflusst, dass ich meine Fragestellung in Gesprächen mit verschiedenen Perspektiven anreichern und so mein Projektergebnis differenzierter betrachten konnte.

 

Warum sind aus Ihrer Sicht Projekte wie die Stadtteil-Historiker wichtig?
Neben den wertvollen Gesprächen und Diskussionen mit anderen Teilnehmer*innen liegt der Reiz im Projekt Stadtteil-Historiker bei der Förderung, Erkenntnisse auf mikrohistorischer Ebene zu ermitteln. Die Möglichkeit, lokalgeschichtliche Themen fachgerecht zu erforschen und öffentlich zugänglich zu machen, trägt zur Debatte über eine historisch gewachsene Identität innerhalb der Stadtgesellschaft bei.

 

Foto und Bildrechte: Jonas Springer

 

Dieter Lesemann

"Auch der Laie kann lernen, historisch zu arbeiten und Spaß an dieser Arbeit finden."

Dieter Lesemann zum Projekt

Der Welschenhof im Kirchdorf Meiderich im Jahr 1892, Bildrechte: Meidericher Bürgerverein

Von Hof zu Hof – Eine Wanderung durch 1000 Jahre Meidericher Bauerngeschichte

Die Ergebnisse meines Projekt „Von Hof zu Hof – Eine Wanderung durch 1000 Jahre Meidericher Bauerngeschichte“ sind als Buch im Verlag Klaus Happel Duisburg (ISBN 978-394674147) erschienen. Es fasst die Informationen bisheriger Veröffentlichungen zu dieser Thematik zusammen und ergänzt um Neues aus Text-, Bild- und Kartenquellen, weiterer Sekundärliteratur und vielen mündlichen Überlieferungen. Detaillierte Wegbeschreibungen für Wanderungen durch die Bauernschaften und für eine Radtour gehören zum Inhalt dieses Buches. Führungen zu beidem werden ebenso angeboten wie Lesungen im Stadtteil. Die Kapitel „Siedlungsgebiet und Besiedlungsgeschichte“ und „Dörfliches Leben im Wandel“ zeigen die Entwicklung des bäuerlichen Lebens schwerpunktmäßig in der Frühen Neuzeit.

 

Foto: Das Wohnhaus de Ingenhammshofes heute, einer der drei noch aktiven Höfe Meiderichs. Bildrechte: Dieter Lesemann

 

 

 

 

Silke Mayer

Der Duisburger Waldfriedhof

 

In dem Projekt „Der Duisburger Waldfriedhof“ wurde Duisburgs größter Friedhof durchleuchtet in seinem 100-jährigen Wandel und als Zeugnis der Stadthistorie in all ihren Facetten – mit altem jüdischen Grabfeld aus den 1920er-Jahren, Ehrenfeldern für Zwangsarbeiter*innen und politisch Verfolgte des Zweiten Weltkriegs, aber auch einer interessanten Geschichte der Feuerbestattung sowie seiner gegenwärtigen Form voller Vielfalt und - ganz typisch für Duisburg - mit vielen Nationalitäten und Glaubensrichtungen.

Der anfängliche Plan einer Broschüre wurde abgeändert zu Führungen über den Waldfriedhof, welche eine bessere, interaktive Form der Vermittlung zulassen, bei denen interessierte Menschen tiefergehende Fragen stellen können und vor allem ein Diskurs über die Duisburger (Zeit-)Geschichte stattfinden kann.

Führungen sind vor allem ab 2022 buchbar über das DRK Bildungswerk Duisburg und die evangelische Familienbildungsstätte.

Eingang zum Duisburger Waldfriedhof: früher. Bildrechte: Stadtarchiv Duisburg
Eingang zum Duisburger Waldfriedhof: heute. Bildrechte: Silke Mayer

Eugen Schilke

Modellskizze des Projekts. Foto und Bildrechte: Eugen Schilke
Ausstellungsansicht Raum 3. Foto und Bildrechte: Eugen Schilke

Erinnerungsort Papageienhaus, Obermeiderich

Die Projekterarbeitung bin ich offen und frei angegangen. Mir war es wichtig, während der Erarbeitung zu sehen, wie sich die Arbeit entwickelt und was sie braucht und wie schlussendlich das Projekt präsentiert wird. Im Laufe der Recherche/Arbeit ist es mir wichtiger geworden, auf meine Intuition zu achten und mich nicht durch die Vielzahl an Möglichkeiten der Erarbeitung irritieren zu lassen. Meine Rechercheergebnisse sind in eine Ausstellung gemündet. Die Ausstellung mit dem Titel „Papageienhaus“ fand im SG-1 Kunstraum Duisburg vom 07. Juni bis zum 19. Juli 2021 statt. Zur Ausstellung erschien ein Begleitheft mit zwei Postkarten und bis Ende Oktober 2021 entsteht noch ein Katalog zu Recherche und Ausstellung.

Warum sind aus Ihrer Sicht Projekte wie die Stadtteil-Historiker wichtig?


"Es sind wahrscheinlich die „vermeintlich kleinen Dinge“, die Geschichte spannend und interessant machen."

Stadtteilgeschichten aus Essen

Norbert Fabisch

Georg Simon Hirschland – Franzenshöhe – Essen-Werden: Über den Aufstieg und die Vertreibung einer bedeutenden jüdischen Bankiersfamilie

Auf dem Gelände des früheren Priesterseminars in Essen-Werden stand bis 1964 die Villa Franzenshöhe, eine kleinere Ausgabe der Villa Hügel. Zwischen 1923 und 1938 war sie Mittelpunkt der jüdischen Bankiersfamilie Hirschland. Im Park der Villa wurden die Feste der jüdischen Gemeinde gefeiert, sie war mit einer einzigartigen Kollektion wertvollster Gemälde geschmückt, sie erlebte die Gründung der Reichsvereinigung deutscher Juden, die Rettungsversuche der Bank und 1938 die außergewöhnlich privilegierte Ausreise der Hirschlands. Das Projekt konnte ein Denkmalschutzverfahren zu den Parkanlagen der Villa anstoßen. Zeitungsartikel, Vorträge (Historischer Verein für Stadt und Stift Essen e. V.) und Führungen fanden statt und eine ausführliche Dokumentation erscheint im Jahresband 134 des Historischen Vereins Essen.

Wie hat sich die Teilnahme am Projekt Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet Ihr Projekt beeinflusst? Warum sind aus Ihrer Sicht Projekte wie die Stadtteil-Historiker wichtig?
Stadtteilbezogene historische Forschungen können vergessene Erinnerungsorte wieder sichtbar machen und zu ihrer Bewahrung beitragen. Unterstützung ist deshalb wichtig, weil das Durchhaltevermögen der Projektteilnehmer*innen gestärkt wird. Fachliche Beratung und ein Kolleg*innenkreis helfen über Frustrationen hinweg, wenn es nicht so läuft, wie man es anfangs erhoffte. Die materielle Förderung gibt auch den Schwung und die Verantwortung, tatsächlich fertige Ergebnisse abzuliefern.

Der Bankier Georg Hirschland im noch erhaltenen Gartenhaus. Bildrechte: Haus der Essener Geschichte /Stadtarchiv Essen
Die Villa Franzenshöhe in Essen-Werden. Bildrechte erteilt: LVR Industriemuseum Vg-Nr. 2019/045

Stadtteilgeschichten aus Recklinghausen

Dr. Benjamin Volff

Die deutsch-französischen Beziehungen in Recklinghausen während der Ruhrbesetzung 1923


Recklinghausen wurde am 15. Januar 1923 als Stadt des nördlichen besetzten Gebiets, deren Bezirk aus bedeutenden Kohlezechen bestand, durch französische Truppen belagert. Der erschlossene Bestand „Ruhrkampf“ des Stadtarchivs beinhaltet Postkarten der französischen Feldpost und Akten, wie Erlasse der zentralen Behörden und den Schriftwechsel der Stadtverwaltung.

Trotz Auseinandersetzungen sei die Lage in Recklinghausen, laut einiger französischen Soldaten, „ruhiger“ gewesen als woanders. Die Amtsträger strengten an, die Wegnahme von Kohle zu unterbinden. Die Ablehnung der Energieversorgung der Besatzer gehörte zu dieser Strategie. Die Präsentation meiner Forschung in der Recklinghäuser Zeitung warf Licht auf Geschehen, die teilweise in Vergessenheit geraten waren. Die Artikel haben einen Austausch mit lokalen Historiker*innen entfacht.

Im Rahmen einer zukünftigen Ausstellung (hundertjähriges Gedenken) über die Ruhrbesetzung in Recklinghausen werden die weiteren Ergebnisse meiner Einsichtnahme gezeigt, durch Plakate im Stadtarchiv und einen Vortrag.

Im Juni 2021 Dr. Matthias Kordes und der Stadtteilhistoriker Benjamin Volff (links) im Bestand „Ruhrkampf“. Foto und Bildrechte: Jörg Gutzeit, Recklinghäuser Zeitung

                                                                                                                                                                                                 

 

Kooperationspartner

In Kooperation mit:

 

Das Projekt Stadtteil-Historiker wurde von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main entwickelt.

 

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