Unser Wirtschaftsjahr im Überblick
Das Jahr 2021 war das zweite Pandemie-Jahr in Folge. Dies hat sich zwar nicht gravierend auf unsere wirtschaftlichen Verhältnisse ausgewirkt, aber es war in allen Bereichen eine gewisse Angespanntheit spürbar. Insgesamt sind wir jedoch glimpflich durch ein insoweit schwieriges Wirtschaftsjahr gekommen, das Verhältnis von Erträgen und Ausgaben ist nach wie vor ausgeglichen.
In den Zahlen des Vereins und auch konsolidiert (= unter Einschluss der Treuhandstiftungen) spiegelt sich ein Sondereffekt des Jahres 2021 wieder: Die Zukunftsstiftung Entwicklung verselbstständigte sich zum 1. Juli 2021 unter dem Namen „GLS Zukunftsstiftung Entwicklung“. Damit sind rund 10% unseres konsolidierten Stiftungsvermögens (11,6 Mio. Euro) und, für die Wirtschaftsjahr-Betrachtung, die Hälfte von knapp sieben Mio. Euro Spendeneingängen und die Hälfte von knapp 6 Mio. Euro Fördervolumen aus der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) vermindert. Diese Veränderung spiegelt sich allenthalben in den Zahlen des Gesamthauses wieder, ansonsten wird die Zusammenarbeit sowohl räumlich als auch persönlich in bewährter Form fortgeführt.
Weiter gestiegen Fördersumme
Erfreulich – und aus unserer Sicht die entscheidende Kennzahl – konnte die GLS Treuhand Gemeinschaft ihre Förderungen, trotz des oben benannten Sondereffektes, weiter erhöhen. Dazu trug die Spendenbereitschaft für die Flutwelle im Ahrtal und ein gegenüber dem Vorjahr erhöhtes Spenden- und Fördervolumen für den Stiftungsfonds Zivile Seenotrettung bei. Auch das Gesamtvermögen konnte trotz der neuen Aufstellung weiter aufgebaut werden.Das ist nach wie vor eine Besonderheit, da viele der Sondervermögen in der GLS Treuhand auf „Verbrauch“ angelegt sind, das heißt abgeschmolzen werden, wodurch sich das regelmäßig hohe Fördervolumen im Verhältnis zur Vermögenssumme erklärt.
Wenn – um das Niedrigzinsniveau auszugleichen – von unserem Vermögensmanagement höher verzinsliche Beteiligungen und Darlehen gesucht und abgeschlossen werden, so spiegelt sich in dem höheren Zins das höhere Risiko der Anlage. Bei rund 260 Investments bleibt es dann leider nicht aus, dass einzelne davon in Schwierigkeiten geraten. Da wir uns freiwillig der Bilanzierung und Prüfung nach Handelsgesetzbuch (HGB) unterwerfen, bedeutet dies, dass Abschreibungen bislang voll in der Gewinn- und Verlustrechnung zu Buche schlagen, während Wertaufholungen regelmäßig buchhalterisch erst bei Wertrealisierungen ihren zahlenmäßigen Niederschlag finden. Dies führt zwar im Einzelfall zur Bildung stiller Reserven, belastet jedoch ebenfalls im Einzelfall das Ergebnis in nicht unerheblichem Umfang.
Nicht zuletzt auch um die Wirtschaftlichkeit zu stabilisieren, haben wir uns in 2021 entschieden, Anteile an einer Innenstadtimmobilie aus dem Vereins-Bestand zu veräußern, deren Zukunft ungewiss war. Dies hat uns einen außerordentlichen Ertrag im Bereich Vermögensverwaltung beschert, aus dem wir eine Umschichtungsrücklage gebildet haben. Neue Immobilieninvestitionen sind geplant.
Konsolidierte Gewinn- und Verlustrechnung
(GLS Treuhand e.V., sämtliche Treuhandstiftungen und andere Sondervermögen, zum 31. Dezember 2021)
Unter dem Dach des GLS Treuhand e.V. befinden sich insgesamt 17 unselbstständige Stiftungen. Jede dieser Stiftungen erstellt zum Ende des Jahres einen eigenen, von unserem Wirtschaftsprüfer geprüften, Jahresabschluss. Die einzelnen Abschlüsse werden im Gesamthaus durch eine Konsolidierung, die wir in diesem Jahr erstmals über ein Datev-Instrument vorgenommen und geprüft haben, zusammengefasst.
Förderungen
Wir sind angetreten, um über Schenkungen zivilgesellschaftliche Entwicklungen zu befördern. Als Einrichtung, die die Mittel nicht „horten“, sondern stets im Fluss halten möchte, ist die Hauptkennzahl unserer Arbeit nicht der Vermögenszuwachs, sondern die für Förderungen bereit gestellten Mittel (und zunehmend die sozial-ökologische und transformative Wirkung mittels der Vermögensanlagen).
Mittelherkunft
Der überwiegende Teil der Einnahmen stammt aus Spenden-, Stiftungsund Nachlasszuflüssen. Insgesamt freuen wir uns über einen Spenden-, bzw. Zuwendungseingang in Höhe von 18,9 Mio. Euro (Vorjahr 21,4 Mio. Euro, inkl. ganzjährig GLS Zukunftsstiftung Entwicklung). Darüber hinaus konnten wir in 2021 Zustiftungen in Höhe von 1.320 T Euro (Vorjahr 651 T Euro) verbuchen.
Die Erträge aus der Vermögensverwaltung bleiben ebenfalls eine tragende Quelle der Finanzierung von gemeinnützigen Projekten und unserer Arbeit. Die Nettoerträge aus der Vermögensverwaltung stiegen durch den o.g. Immobilienverkauf um 5,46 Mio. Euro auf 8,64 Mio. Euro (Vorjahr 3,18 Mio. Euro) trotz erforderlich gewordenen Wertberichtigungen. Bezogen auf die gemeinschaftliche Vermögensanlage GLS TREUGEA konnten wir nach Kosten eine Ertragsquote von 2,08 % (Vorjahr 2,15 %) erreichen. Von dem Gesamtvermögen unter dem Dach der GLS Treuhand in Höhe von 134,8 Mio. Euro (Vorjahr 137 Mio. Euro, inkl. GLS Zukunftsstiftung Entwicklung) waren 2021 im Jahresdurchschnitt 87,7 Mio. Euro und per Ende 2021 insgesamt 87,6 Mio. Euro in der gemeinsamen Vermögensanlage GLS TREUGEA enthalten.
Mittelverwendung
Die uns anvertrauten Spenden und die Vermögenserträge gaben wir in 2021 mit gut 6,5 % Zuwachs zum Vorjahr mit 19,4 Mio. Euro (Vorjahr 18,25 Mio. Euro) zu 70 % (Vorjahr 73 %) unmittelbar weiter an gemeinnützige Projekte. Trotz des Sonder - effektes der Verselbständigung der GLS Zukunftsstiftung Ent - wicklung, konnten wir uns mit dieser gemeinsam über diesen Zuwachs von 1,15 Mio. Euro freuen! Besonders hervorzuheben ist in 2021, dass allein gut 2 Mio. Euro aus dem Fonds Zivile Seenot - rettung ausgeschüttet wurden.
Damit wird sichtbar, dass in 2021 die unmittelbare und direkte Hilfestellung wiederum leitendes Motiv war. Zu gut 18 % (Vorjahr 11 %) führten wir die eingegangenen Mittel dauerhaft oder zeit - weise dem Vereins- und Stiftungsvermögen zu. Dieser Anstieg resultierte vor allem aus der Bildung der Umschichtungsrücklage in der Vermögensverwaltung des Vereins.
Zu 9 % (Vorjahr 10,8 %) diente es mit 2,5 Mio. Euro (Vorjahr 2,69 Mio. Euro inkl. GLS Zukunftsstiftung Entwicklung ganzjährig) den Einkommen der Mitarbeiter*innen, sowie zu 2,8 % (Vorjahr 4 %) den sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die wiederum um 21,3 % (Vorjahr -16,5 %) auf nunmehr 785 T Euro (Vorjahr 998 T Euro) vermindert werden konnten. Die hier genannte Sachund Personalkostenquote von 11,8 % liegt im guten Mittelfeld vergleichbarer Einrichtungen.
Damit wird deutlich, dass wir über alles gesehen das höhere Volumen mit gleichbleibenden Mitarbeiter- und Sachkosten - anteilen bewältigen. Dafür auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unser Team!
Konsolidierte Bilanz
(GLS Treuhand e.V. mit treuhänderischen Stiftungen zum Stichtag 31. Dezember 2021)
Im Jahr 2021 verminderte sich die konsolidierte Bilanzsumme um 2,15 Mio. Euro auf 134,7 Mio. Euro, womit 9,45 Mio. Euro Zuwachs die Vermögensminderung von 11,6 Mio. Euro durch die Verselbständigung der GLS Zukunftsstiftung Enwticklung kompensierten. Im Gegensatz zur konsolidierten Bilanzsumme ist das spezifische Vereins-, Stiftungs- und Schenkungsvermögen (inkl. Sondervermögen) um 2,5 Mio. Euro auf 113,3 Mio. (Vorjahr 110,8 Mio. Euro) Euro gestiegen. Widerrufliche Schenkungen sind um 6,9 % % auf 13,4 Mio. Euro leicht zurück gegangen, ebenfalls nahmen Verbindlichkeiten um 5,8 % auf 4,2 Mio. Euro leicht ab. Damit hat sich die Eigenkapitalquote um 2,3 % auf 84,1 % leicht erhöht. Auf der Aktivseite haben sich unsere liquiden Mittel auf unseren Bankkonten um 20,5 % auf 19,3 Mio. Euro verringert, während die Finanzanlagen sich insgesamt um 1,1 % auf 106,9 Mio. Euro erhöht haben. Um an gegebenenfalls (späteren) Wertaufholungen zu partizipieren, haben wir in 2021 unsere Wertpapierbestände erhöht. Die Beteiligungen verringerten sich, teils verlustbedingt um 3,6 % auf 37,4 Mio. Euro (Vorjahr 38,8 Mio. Euro), während sich die Darlehensbestände um 2,5 % auf 33,7 Mio. Euro erhöhten. Die Verbindlichkeiten entsprechen 17,5 % des Umlaufvermögens. Das Verhältnis von Anlage- zu Umlaufvermögen von 82,2 % (Vorjahr 81,7 %) zeigt, dass es nicht immer gelingt, zufließende Schenkungen zeitnah in Sach- oder Finanzvermögenswerten, die unseren Ansprüchen genügen, anzulegen.
Grundstücke und Gebäude: zumeist ererbte Immobilien, die wir den Auflagen der Erblasser*innen entsprechend verwalten.
Sonstiges Anlagevermögen: Vermögensgegenstände, die über einen längeren Zeitraum im Verein verbleiben und über mehrere Jahre abgeschrieben werden, als Beispiel Inventar.
Beteiligungen: Summe vieler einzelner sozial-ökologischer Beteiligungen. Darunter auch Genossenschaftsanteile und stille Beteiligungen an der GLS Bank.
Wertpapiere: bspw. festverzinsliche Staats- und Unternehmensanleihen. Darüber hinaus sind depotverwahrte Genussscheine und sozial-ökologische Fonds enthalten.
Darlehen: Darlehen an gemeinnützige Einrichtungen und andere, vor allem als Nachrangdarlehen.
Sparbriefe und Festgelder: langfristige Spareinlagen bei der GLS Bank, im geringen Umfang auch bei anderen sozial-ökologischen Geldhäusern.
Forderungen: bspw. ausstehende Zinszahlungen aus Finanzanlagen, 2021: große Forderung aus Immobilienverkauf.
Guthaben bei Kreditinstituten: Bestand aller Girokonten.
Aktive Rechnungsabgrenzung: erforderlich, wenn geleistete Zahlungen mehrere Jahre betreffen.
Vereins-, Stiftungs- und Schenkungsvermögen: das Vermögen setzt sich zusammen aus den freien Rücklagen des Vereins, dem Vermögen aller unselbständigen Stiftungen und Stiftungsfonds, den Schenkungen mit Auflagen und den sonstigen Rücklagen.
Widerrufbare Schenkungen: bei widerrufbaren Schenkungen handelt es sich um Schenkungen, die unter bestimmten vertraglich vereinbarten Voraussetzungen widerrufen werden können.
Rückstellungen: überwiegend handelt es sich um Rückstellungen für zugesicherte Zuwendungen, Ende 2021 bestehen diese aufgrund von Zuwendungsbeschlüssen in Höhe von 1,4 Mio. Euro, die jedoch antrags- oder plangemäß erst 2022 oder in Folgejahren zur Auszahlung kommen.
Verbindlichkeiten: der größte Anteil besteht aus Verbindlichkeiten aus Darlehen in Höhe von 1.922 T Euro und aus Nachlässen in Höhe von 1.211 T Euro.
Darlehen: von Mitgliedern und Schenker*innen zur Verfügung gestellte Gelder, die – verzinst oder zinslos – an andere gemeinnützige Einrichtungen weitergereicht werden. Nachlässe: in der Abwicklung befindliche Nachlässe, aus denen sich noch Zahlungsverpflichtungen ergeben können. Nochmals gestiegen sind auch solche Nachlasswerte, die wir zwar schon rechtlich beanspruchen dürfen, die sich aber in der Abwicklung befinden, z. B. weil einige Vermögenswerte bislang nicht exakt zu bewerten waren oder Vermächtnisse zur Auszahlung anstehen. In manchen Erbfällen bedeutet dies eine mehrmonatige, gar mehrjährige Tätigkeit, so dass wir aus Vorsichtsgründen einstweilen keinen Ertrag, sondern eine „Verbindlichkeit“ buchen. Treuhandverbindlichkeiten: Gelder, welche die GLS Treuhand aus sonstigen laufenden Treuhandvorgängen verwaltet.