Geschichte und Struktur

Geschichte des Schenkens

Seit über 60 Jahren dreht sich in der GLS Treuhand alles ums Schenken. Am Anfang stand eine Schulgründung – heute deckt die GLS Treuhand von der Bildung, über die Landwirtschaft, bis hin zu ökologischen Fragestellungen viele Handlungsfelder mit ihren Stiftungen und Aktionsbereichen ab. Hier erfahren Sie, wie alles begann und wie sich die GLS Treuhand zu dem entwickelte, was sie heute ist. 

Alfred Rexroths Beiträge zur Treuhand

Heutige Struktur und Arbeitsweise

Eine Schule als Gründungsimpuls

Alles begann mit dem Wunsch einer Gruppe von Menschen, sich für die Finanzierung einer freien Schule einzusetzen. Gründungsmotivation der GLS Treuhand war es, engagierte Menschen dabei zu unterstützen, die Gesellschaft durch Projekte und Initiativen stärker selbst zu gestalten. Warum zum Beispiel sollten Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, die sich eine neue Schule mit einem alternativeren Bildungsansatz wünschen, den Bau nicht selbst in die Hand nehmen? Was brauchen Ärztinnen und Ärzte, um alternative Heilmethoden erlernen und anwenden zu können? Wie lässt sich Saatgut für die Landwirtschaft nachhaltig züchten? Wie können wir bei der Finanzierung solcher Projekte helfen? Solche und ähnliche Fragen stellten sich 1961 einige sozial engagierte Anthroposophinnen und Anthroposophen aus Bochum.

Geld und Ideen zusammenbringen

Ihre Antwort war die Gründung eines Vereins, der Initiativen und ehrenamtliche Projekte fördert – die GLS Treuhand, damals Gemeinnützige Treuhandstelle, war geboren. Sie wurde zum Vermittler zwischen Menschen, die Geld schenken wollten und Initiativen, die Finanzierung benötigten. Immer mehr Menschen zeigten Bereitschaft, ihr Vermögen oder Teile davon gemeinnützig einzusetzen. Dadurch wurde die Treuhand-Arbeit ermöglicht.

„Die Menschen, die verstanden hatten, dass es auf sie selber ankommt, wenn es weitergehen soll – die fanden sich zusammen“,

erinnerte sich Gisela Reuther, die zu den Gründern/innen der GLS Treuhand gehörte. Gisela Reuther verstarb am 9.3.2013.

Dahinter stand der Wille, „in diesem ‚Nichts‘ im zerstörten Ruhrgebiet etwas Zukunftsträchtiges entstehen zu lassen“, sagte Gisela Reuther. Dazu brauchte es Geld, Überzeugungsarbeit und Geduld. Nachdem die erste Waldorfschule Mitte der 50er in Bochum den Unterricht aufnehmen konnte, folgten schnell neue Ideen und Projekte.

„Es ergaben sich weitere Schritte zu einem neuartigen Zusammenwirken von Arbeit, Können und Geld“,

so Gisela Reuther. Bald schon heißt es offiziell beim Amtsgericht: „Die Satzung ist am 28. Juni 1961 errichtet“. Die „Gemeinnützige Treuhandstelle e.V.“ (GTS) war gegründet. Erst später folgte die Unbenennung in die heutige "GLS Treuhand".

392 DM als Vereinsvermögen

Nun musste der Verein mit Leben gefüllt werden. „Es bedurfte nicht nur einer Satzung, sondern vor allem waren Menschen gefragt, die Kraft ihrer Persönlichkeit für andere etwas schaffen wollten. Da gab es für uns viel Neuland zu entdecken“, sagt Gisela Reuther. Sie selbst gehörte als Vorstand dazu, genauso wie die weiteren Vorstände Wilhelm Ernst Barkhoff und Helmut Bleks. Alle arbeiten zunächst ehrenamtlich. Der Verein hat im ersten Geschäftsjahr eine Bilanzsumme von 995 DM und ein Vereinsvermögen von 392 DM.

„Wilhelm Ernst Barkhoff und ich mussten unseren Lebensunterhalt jeder aus seiner Anwalts- oder Steuerpraxis verdienen. Wir arbeiteten zusätzlich für unsere Ziele in der GTS“, sagte Gisela Reuther. Bis spät in die Nacht und an etlichen Wochenenden führten sie Gespräche mit Bauern/innen, Lehrer/innen, Architekten/innen, Unternehmern. „Das ging oft an den Rand völliger Erschöpfung, machte das Leben aber wirklich lebenswert.“

Da neben dem Bedarf nach geschenktem Geld auch die Anfrage nach Krediten stetig wuchs, kam es 1968 erst zur Gründung der Gemeinnützigen Kredit Garantiegenossenschaft GKG und 1974 zur Gründung der GLS Gemeinschaftsbank eG. Außerdem half die GLS Treuhand vor allem in den 80er-Jahren bei der Gründung weiterer alternativer Banken in Europa.

Der Kapitalgrundstock wurde aus einem Industrievermögen gelegt

"Einer der Gedanken, welche die gemeinsame Arbeit leiten, besteht darin, dass sich die Gesamtheit darum bemüht, die Probleme des einzelnen zu lösen die ihm daraus erwachsen, dass er für die Gesamtheit tätig werden will.
Versuchen einer Neugestaltung des Wirtschaftslebens in diese Richtung fühlten sich Friederike und Alfred Rexroth verbunden. Alfred Rexroth (1899 – 1978) unternahm die entscheidenden Schritte für partnerschaftliche Arbeitsformen in seiner Eisenhütte in Lohr am Main. Von diesem Betrieb trennte er sich später aus Altersgründen und stellte das für ihn freiwerdende Kapital noch zu Lebzeiten für Vorhaben zur Verfügung, die auf eine Gestaltung des sozialen Organismus im Sinne der Dreigliederung zielen. Auch der volkspädagogische Ansatz Rudolf Steiners, insbesondere die Verbindung von Kultur und Arbeitswelt, lag Rexroth am Herzen. Um praktische Versuche in diesem Bereich und deren gedankliche Aufarbeitung zu fördern, begründete er die „Rexroth-Stiftung für Arbeitsforschung“ (heute „Alfred Rexroth Stiftung“ in der GLS Treuhand). Der Hauptteil des von Friederike und Alfred Rexroth bereitgestellten Kapitals bildete den Grundstock für den Aufbau der Gemeinschaftsbank.“
 

Aus: Michael Bockemühl, Rolf Kerler – GLS Gemeinschaftsbank – Neue Formen im Umgang mit Geld, Stuttgart 1985
 
Anmerkung: 1985 umfasst die „GLS – Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ auch die Gemeinnützige Treuhandstelle e.V., heute GLS Treuhand e.V.

 

Heutige Arbeitsweise

Heute deckt die GLS Treuhand von der Entwicklungzusammenarbeit, über die Bildung, die Landwirtschaft bis hin zu ökologischen Fragestellungen viele Themen ab und ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein (e.V.).

Die Gremien gemäß unserer Satzung sind der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Mitgliederversammlung. Aktuell hat die GLS Treuhand rund 300 Mitglieder. Vertreter*innen der gemeinnützigen Einrichtungen kommen einmal im Jahr zur Mitgliederversammlung zusammen, wo sie Beschlüsse fassen und die Möglichkeit haben, sich auszutauschen.

Mit eigenen Stiftungen wirken wir in unseren Handlungsfelder. In den einzelnen Stiftungen kommen Stiftungsrät*innen, Kuratorien und Vergabeausschüsse hinzu, in denen sich Expert*innen beraten und Entscheidungen treffen.

Die gemeinsame Vermögensanlage GLS TREUGEA der GLS Treuhand legt die Gelder sozial-ökologisch an. Beraten und überwacht wird GLS TREUGEA durch den Anlagebeirat. 

Kooperationen und Auszeichnungen

Bei all dem arbeiten wir transparent. Wir haben die Selbstverpflichtungserklärung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft unterzeichnet. 

Die GLS Treuhand ist Teil der GLS Gruppe und arbeitet mit Kooperationspartner*innen wie Stiftungen, Treuhandstellen und Einrichtungen zusammen

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Weiterführende Informationen

Wie wir gestalten

Menschen ermutigen, in Freiheit gemeinsam gestalten! Unter diesen Gesichtspunkten wirkt die GLS Treuhand in thematischen Handlungsfeldern und strebt nach einer offenen Zivilgesellschaft, in der sich jede*r frei entfalten kann. Gemeinsam verbreiten wir diese Idee von morgen mithilfe einer Kultur des Schenkens. Unsere Handlungsfelder

Schenken liegt der GLS Treuhand am Herzen. Darum beraten und unterstützen wir bereits aktive und zukünftige Stifter*innen und Schenker*innen. Wir stehen bereit für eine erste Orientierung von der Stiftungsgründung, über die nachhaltige Vermögensanlage, bis hin zur Nachlassmöglichkeit. Als Schenknetzwerk verbinden wir Ihre Stiftung mit gemeinnützigen Projekten aus unserem Förderbereich. Erfahren Sie mehr

Wir fördern gemeinnützige Einrichtungen und Projekte, die jeden Tag zu einem Wandel beitragen. Denn ohne persönlichen Einsatz und ehrenamtliche Beteiligung sind die vielfältigen Herausforderungen der Menschheit nicht zu bewältigen. Sie möchten mit Ihrem Projekt gemeinnützige Vorhaben umsetzen und Geld einen Sinn geben? Wir unterstützen Sie mit Beratung und Vergabe von Mitteln! Zum Förderbereich

Gremien

Der Vorstand ist unser geschäftsführendes Organ und leitet die GLS Treuhand im Rahmen der vom Aufsichtsrat bestimmten Leitlinien. Die Vorstandstätigkeit teilen sich aktuell Nikolai Fuchs und Dr. Hermann Falk. Mehr erfahren

Der Aufsichtsrat bestellt die Mitglieder des Vorstands. Er bestimmt die Leitlinien, nach denen der Vorstand arbeitet. Einmal jährlich erstellt der Aufsichtsrat einen Bericht über die eigenen Tätigkeiten. Mitglieder des Aufsichtsrats

Aktuell hat die GLS Treuhand 299 Mitglieder. Vertreter*innen der gemeinnützigen Einrichtungen kommen einmal im Jahr zur Mitgliederversammlung zusammen, wo sie Beschlüsse fassen und die Möglichkeit haben, sich auszutauschen. Mehr erfahren

Netzwerk

Die Mitglieder des GLS Treuhand e.V. sind gemeinnützige Einrichtungen im In- und Ausland. Der satzungsgemäße Zweck der GLS Treuhand ist es, ihre Mitglieder zu fördern. Darum streben wir es an, dass jene Einrichtungen, die wir fördern, auch Mitglied bei uns sind. Mehr erfahren

Die GLS Treuhand engagiert sich für eine eine aktive, souverän-demokratischen und offenen Gesellschaft. Dafür arbeiten wir eng mit Netzwerken und Partner*innen zusammen. Für unsere Arbeitsweise sind wir ausgezeichnet und erfüllen weitere Selbstverpflichtungserklärungen. Erfahren Sie mehr über unsere Kooperationen

Mit einem gemeinsamen Ziel und doch jeweils eigenständig, bilden die GLS Treuhand mit der GLS Bank, der GLS BAG und weiteren die GLS Gruppe. Mithilfe der verschiedenen Geldqualitäten, Kauf-, Leih-, und Schenkgeld, wirken wir partnerschaftlich in Gesellschaftsfragen und stellen den Menschen und dessen freie Entfaltung in den Mittelpunkt. Über die GLS Gruppe