Zwischen Mensch und Technik
Durch die Corona-Pandemie stand in diesem Jahr insbesondere die Abteilung IT in der GLS Treuhand vor besonderen Herausforderungen. Michaela Rießland arbeitet seit Januar 2014 in der Treuhand. Seitdem liegen die IT und der Datenschutz in der Organisation wesentlich in ihren Händen. Seit Anfang des Jahres unterstützt IT-Administrator Alexander Friedrich als Dienstleister mit in der Abteilung. Wir haben mit Michaela Rießland über dieses Jahr und ihre Profession gesprochen.
Liebe Michaela, wie bist du zur IT gekommen?
Ich glaube, das liegt mir im Blut (lacht). Als eine der wenigen Frauen habe ich 1990 eine technische Ausbildung zur Kommunikationselektronikerin begonnen mit Zusatzqualifikation zur Informationstechnischen Assistentin. Unter 400 Schülern auf der Berufsschule war ich eine von insgesamt drei Frauen. Hier wurde die Weiche in den technischen Bereich gestellt.
Wie kam es, dass du über einen Umweg in die IT-Abteilung der Treuhand gekommen bist?
Zunächst war ich für ein Social Media Projekt für Walddorfschulen namens Waldorf Alumni zuständig. Da meine Tochter auf eine Waldorfschule geht, hatte ich mich damals zusammen mit meiner technischen Expertise wohl dafür qualifiziert. Ich vermute, diese Kombination ist eher selten zu finden (schmunzelt). Nach Projektende boten sich Aufgaben in der IT an.
Inwiefern war das Jahr 2020 ein besonderes Jahr für dich?
Ich glaube, 2020 ist ja ausnahmslos für uns alle ein besonderes Jahr. Wir alle erleben in allen Lebensbereichen, sei es privat, gesellschaftlich oder beruflich, gerade eine außergewöhnliche Lebenssituation. Wenn ich speziell auf unsere Arbeit schaue, hat sich in diesem Jahr sehr viel verändert. Wir in der IT hatten die Anforderung, sehr schnell auf eine komplett veränderte Arbeitssituation zu reagieren, als wir alle in der Treuhand und in den Zukunftsstiftungen im März quasi von heute auf morgen ins Homeoffice gehen mussten. Dank eines vorbereiteten technischen Zugangs zum System waren die Kolleg*innen jedoch sehr kurzfristig auch ohne Firmenlaptops sofort arbeitsfähig. Das war ein großer Erfolg. Das ist auch meinem Kollegen zu verdanken, der diesen Zugang früh mitgedacht und eingeplant hatte, so dass wir es am Tag X sofort live schalten konnten. Wenn ich mich in der IT-Welt umhöre, waren wir hier sehr gut vorbereitet.
Kommunikation ist in einer Krisensituation enorm wichtig. Wie hast du das im Frühjahr erlebt?
Kommunikation und IT hängen für mich eng zusammen. Wir konnten uns in dieser Zeit besonders eng und über kurze Wege mit den Vorständen in der Treuhand abstimmen. Das hat uns gestärkt und uns den nötigen Handlungsspielraum verschafft. Das tiefe Vertrauen, welches unserer Abteilung seitens Vorstand entgegengebracht wird, war eine wesentliche Voraussetzung dafür, das tun zu können, was in dieser Situation notwendig war. Über eine Telefonhotline haben wir Kolleg*innen persönlich anleiten und bei Fragen unterstützen können. Das hat gut geholfen. Denn letztlich müssen wir immer darauf achten, dass wir alle mitnehmen. Natürlich gab es auch Hürden zu bewältigen, keine Frage…
Was sind in deinen Augen die wichtigsten Herausforderungen, wenn du an die Zukunft denkst?
Wir haben nach wie vor ein verändertes Arbeitsumfeld. Auch wenn die erste Krisenzeit überstanden ist, wird sich die Unternehmenskultur in der Treuhand weiter wandeln. Hier gehen wir bereits unserem Ziel einer kulturellen, agileren Transformation entgegen. Mobiles Arbeiten wird auch in Post-Corona-Zeiten ein wichtiger Bestandteil bleiben. Ich glaube, die Herausforderung unserer Abteilung und der IT allgemein ist die virtualisierte Teamarbeit technisch zu unterstützen, kollaboratives Arbeiten zu ermöglichen, Prozesse zu prüfen und alle erforderlichen Informationen für alle zugänglich zu halten. Ich sehe dieses Jahr als große Chance für die Treuhand, die sich in einer gigantischen Geschwindigkeit digitalisiert hat – sowohl von der Technik her als auch von den Mitarbeitenden her. Denn letztlich hängt alles davon ab, dass diese das auch mittragen.
Welcher Faktor spielt das „Lernen“ in diesem Zusammenhang?
Ich glaube, dass Lernen sehr wichtig ist, besonders in meinem Berufsfeld. Die Technologie ist sehr schnelllebig, einen Status Quo gibt es quasi nicht. Privat bilde ich mich weiter, das ist für mich persönlich wichtig. Ich sehe auch eine große Bereitschaft bei meinen Kolleginnen und Kollegen, dazuzulernen. Dem einen fällt es leichter, der andere braucht mehr Zeit. Aber auch hier sehe ich die Aufgabe in der IT, eine gut funktionierende Kommunikations-Schnittstelle zu sein.
Welche Eigenschaften und Qualitäten muss man für diesen Beruf mitbringen?
(überlegt) Früher galten IT‘ler ja vor allem als Nerds. Ich glaube ein guter IT‘ler sollte auch Soft Skills mitbringen, um nämlich genau die Schnittstelle zwischen Mensch und Technik zu bedienen.. Hilfreich ist eine Offenheit für Menschen und die Fähigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn es hektisch wird. Es liegt ja in der Natur der IT, dass man ein wenig ein Schattendasein führt – wenn man uns nicht mitkriegt und alle Systeme laufen, wissen wir, dass wir einen guten Job gemacht haben (lacht). Nach außen sind viele Arbeiten nicht sichtbar.
Noch eine allgemeine Frage zum Abschluss: Empfiehlst du Frauen den Einstieg in einen IT-Beruf?
Absolut, weil es dort nichts gibt, was eine Frau nicht kann. Die hohe emotionale Kompetenz, die viele Frauen mitbringen, ist für den Job sehr förderlich. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Frauen in die IT wagen!
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Meike Bürvenich, stellv. Leitung Kommunikation in der Treuhand.