„Nichts muss, alles darf“ – Ein Blick in die Trauerbegleitung von TrauBe

Trauerbegleitung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – dafür steht der TrauBe Köln e.V.  und feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum.
Ins Leben gerufen wurde der Verein, da es bis 2011 keine Institution in Köln gab, die junge trauernde Menschen bei einem Verlust einer geliebten Bezugsperson zur Seite stand. Seit der Gründung hilft TrauBe immer mehr Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Trauerbearbeitung.

Die GLS Treuhand unterstützt im Rahmen der Dachstiftung für individuelles Schenken den Stiftungsfonds des Vereins. Wir haben mit Dr. Gerd Weidenfeld, Verwalter der Stiftung, über die Arbeit von TrauBe gesprochen.

 

Rechte: TrauBe e.V. Köln

Herr Weidenfeld, welche Intention prägt TrauBe?

Unser Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die eine nahestehende Person verloren haben, einen Ort zu bieten, an dem sie ihre Gefühle bearbeiten und offen damit umgehen können. Denn Kinder trauern anders als Erwachsene. In ihrem Alltag sind sie meist alleine mit diesem Thema. Sie haben nicht die richtigen Ansprechpartner*innen und ziehen sich vielleicht zurück. Daher gibt TrauBe ihnen einen Raum für Trauer und Erinnerung in der Gemeinschaft mit anderen Kindern, die Ähnliches erfahren mussten. Es ist wichtig, Gefühle mit anderen teilen zu können, die das gleiche durchleben.

Wie unterstützen Sie dabei konkret?

In unserer Arbeit steht der Grundgedanke im Vordergrund „nichts muss, alles darf“. Allein das Zuhören hilft manchen, ihre Trauer zu bearbeiten. Ab einem gewissen Alter möchte man mehr darüber reden. Und Kinder erreicht man über kreative, spielerische Angebote.
In unserer Einrichtung in Köln haben wir verschiedene Räume, die den Kindern helfen, auf unterschiedliche Weise mit ihrer Trauer umzugehen. Wut und Trauer hängen oft eng zusammen. Daher gibt es etwa den Vulkanraum, wo die Kinder ihren Frust am Boxsack auslassen oder sich im Bällebad verausgaben können. Andererseits organisieren wir verschiedene Aktivitäten, wie einen Klettertag, damit die Kinder die Trauer einmal vergessen und an ihr Selbstvertrauen und ihren Mut anknüpfen können.

Das klingt so, als zeichnet sich Ihre Arbeit größtenteils durch persönlichen Austausch aus. Was hat sich dahingehend während Corona und der Kontaktbeschränkung verändert?

Die Corona-Vorschriften haben tatsächlich unsere Arbeit stark beeinträchtigt, weil wir sehr viel Wert auf das Zwischenmenschliche legen. Trauerbegleitung braucht auch die persönliche Nähe. Das geht ja bei Online-Sitzungen leider verloren. Dennoch nutzen wir die digitalen Plattformen so gut es geht, um weiterhin während der Trauer begleiten zu können und den Austausch zwischen den Kindern und uns zu ermöglichen. Und sobald es die Zahlen und das Wetter erlauben, treffen sich die Gruppen – zunächst in kleinerer Gruppenstärke – auch wieder draußen.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den Kindern und Ihrem Verein?

Unsere Trauerbegleiter*innen arbeiten mit den Teilnehmenden in verschiedenen Altersgruppen. Anfänglich haben wir bloß eine Kindergruppe betreut. Mittlerweile haben wir sechs Kindergruppen mit jeweils 12 Kindern in einem Alter von fünf bis zwölf Jahren. Zusätzlich gibt es eine wechselnde Anzahl von Jugendtrauergruppen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren und weitere Trauergruppen für junge Erwachsene ab 18 bis 27 Jahren. Gerade sind drei Neue gestartet.


Daneben sind wir auch Wegbegleiter für die Eltern, deren Kinder bei uns sind, weil wir das ganze System Familie bei der Begleitung im Blick haben wollen. Darüber hinaus bieten wir kostenfrei telefonische, schriftliche oder persönliche Beratung für all jene an, die sich ratsuchend an uns wenden, weil sie trauernde junge Menschen in ihrem Umfeld haben. Und wir schulen pädagogisches Fachpersonal im Umgang mit kindlicher Trauer.   

Dementsprechend scheint Ihr Team sehr breit aufgestellt zu sein. Wer genau arbeitet bei TrauBe?

Das stimmt, unser Verein besteht aus einem gut geschulten und vielfältigen Team – von der Büroadministration bis hin zur Pädagogischen Leitung. Das hauptamtliche Team ist sehr klein, die meisten bei uns arbeiten ehrenamtlich mit enormem, enthusiastischem Engagement. Das sind unsere fachlich geschulten Trauerbegleiter*innen; rund 40 sind derzeit im Einsatz. Sie schenken den Betroffenen und dem Verein viel Freizeit, wissen jedoch um die Dankbarkeit der Teilnehmenden. Dadurch spüren sie, wie wichtig ihre Arbeit ist.  
Auch von der Seite der GLS Treuhand ein großes Dankeschön für Ihren Einsatz. Wir freuen uns, Sie in Form eines Stiftungsfonds begleiten zu können.
Dafür danke ich Ihnen und Frau Aiga Romanovsky. Sie hat meinen Vorstandsposten bei TrauBe übernommen und das Stiftungsthema ins Leben gerufen. Ich erfülle nun die Aufsichts- und Verwaltungsfunktionen in der Stiftung und kann damit TrauBe über meine Mitgliedschaft hinaus meine enge Verbundenheit zeigen.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Verein alles Gute. Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Ricarda Sonnenschein, Mitarbeiterin der Kommunikation des GLS Treuhand e.V.

 

 

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