Von Bratkartoffeln und Napoleon
„Viel Fantasie“ brauche man schon, um sich die ehemaligen Höfe vorstellen zu können, gibt unser Hof-Experte lächelnd zu. So schillernd wie er jedoch von beispielsweise alten Spinnradgeschichten berichtet, fällt uns das nicht schwer. Während die Geschichten abends nach getaner Arbeit auf den Höfen erzählt wurden, war nicht selten ein Spinnrad zu hören, das in der Ecke surrte.
So erzählte man sich, dass auf dem Hörstgenshof ein typisches „Bratkartoffelverhältnis“ eingegangen wurde – jedoch mit Folgen. Meiderichs Einwohnerzahl wuchs in nur kurzer Zeit. Häufig fanden die neu Zugezogenen nicht direkt eine Unterkunft und wurden eine Zeit lang von Meiderichern aufgenommen – für ihre Arbeit auf dem Hof, erhielten die Arbeiter*innen eine Unterkunft und Kost. Zur damaligen Zeit häufig Bratkartoffeln.
Eben dieses „Verhältnis“ wurde einem Ehemann zum Verhängnis. In seinem Haus nahm er zwei „neue“ Meidericher auf. Seiner Ehefrau gefiel einer der Männer besonders gut. Zusammen mit den Neuankömmlingen schmiedete sie einen tödlichen Plan. Eines morgens war der Ehemann tot in der Emscher zu finden. Der Fall wurde jedoch aufgedeckt und führte zu einem der ersten Todesurteile am Duisburger Gericht.
Erheiternd ist auch die Geschichte über den „alten“ Buschmann, der partout nicht hinnehmen wollte, dass er seinen alteingesessenen Platz in der Kirche nicht mehr einnehmen dürfe. Aus unterschiedlichen Gründen hatte man sich zu einer neuen Sitzordnung entschlossen. Als der „alte“ Buschmann dann noch einen Fremden, der nicht einmal aus Meiderich stammte, auf seinem Platz erblickte, setzte er sich aus Protest auf den Schoß des „Platzbesetzers“.
Sogar Napoleon soll es laut Überlieferungen bis nach Meiderich geschafft haben. Die Höfe waren meist auch Gasthöfe und Brauereien. Es hatte sich rumgesprochen, dass ein Hof ein besonders leckeres Braunbier anbiete – das lockte Napoleon an, der dort einen Zwischenstopp auf seiner Reise nach Duisburg eingelegt haben soll.